Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) könnte sich eigentlich freuen, denn die junge Astronomie-Doktorandin entdeckt eines Morgens zufällig einen riesigen Kometen, der dann auch noch nach ihr benannt wird.
Das Problem: Der Komet hat die Grösse des Mount Everest, rast mit Höchstgeschwindigkeit auf die Erde zu und wird die Menschheit mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit auslöschen.
Weltuntergang - und keinen interessiert’s
Die Welt muss gewarnt werden. Dibiasky und ihr panischer Professor Dr. Randall Mindy (Leonardo DiCaprio) werden im Oval Office aber erst mal mit stundenlanger Warterei gequält.
Der bester Running Gag des Films: Sie müssen für die teuren Snacks im Weissen Haus auch noch selber zahlen.
Als sie dann endlich eine kurze Audienz bei der US-Präsidentin bekommen, werden sie vor allem mit süffisanten Blicken taxiert.
«Wisst ihr, wie viele solcher Ende-der-Welt-Sitzungen wir schon hatten?», sagt der idiotische Stabschef gelangweilt. Natürlich ist der auch noch der Sohn der Präsidentin. Jonah Hill fährt als groteske Karikatur weisser männlicher Privilegien zur Höchstform auf.
Der durchtriebene Hybrid aus Hilary Clinton und Donald Trump könnte mit Meryl Streep nicht besser besetzt sein. Da fällt es auch nicht auf, dass trotz riesigem Hollywood-Ensemble in «Don’t Look Up» längst nicht alle Figuren so witzig sind.
Hoffnungsloser Kampf um Aufmerksamkeit
Auch bei den Medien werden Dibiasky und Mindy an den Rande der Verzweiflung gebracht – ganz zur Freude des Publikums. Ihre regelmässigen Panikattacken sind mitunter die Highlights des Films.
Mindy und Dibiasky bekommen einen Auftritt in einer Morgenshow, der zum absoluten Desaster wird. Die affektierten Moderatoren haben nur Witze übrig für die Katastrophen-Nachricht. Kate verliert schliesslich völlig die Nerven und wird zum Internet-Meme. Gleichzeitig mutiert Dr. Mindy, «der gutaussehende Wissenschaftler», zum Liebling der Nation.
Regisseur Adam McKay seziert zum Schreien komisch den aktuellen Medienstrudel, in dem man gegen Social Media und Promi-Drama den Kampf um Aufmerksamkeit nur verlieren kann. Sogar wenn man dabei die Menschheit vor dem Aussterben warnen will.
Nicht einmal Ariana Grande hilft
Der Medienrummel gipfelt in einem absurd-pompösen Auftritt eines Popsternchens (selbstironisch gespielt von Ariana Grande), die einen pathetischen Song vor Millionenpublikum performt.
Inhalt des Textes: «Schaut doch einfach in den Himmel hoch. Wird werden alle bald sterben.» Doch nicht mal das hilft. Viele glauben immer noch nicht an den Killer-Kometen.
In diesem ganzen Exzess passiert dem Film manchmal aber genau das, was er der Medienwelt vorwirft: Er ist ziemlich übersättigt.
Fast so absurd wie die Realität
Eigentlich hätte der Film ja nur eine Überzeichnung davon werden sollen, wie die Gesellschaft mit dem Klimawandel umgeht. Doch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wird das Ganze nun noch treffender – und damit sein Humor noch schwärzer.
Forschende, denen nicht geglaubt wird, abgebrühte Medienschaffende, eine gespaltene Gesellschaft, in der jede und jeder seine eigene Realität konstruiert: Das ist leider nicht nur Satire, sondern beklemmend nahe an unserem aktuellen Alltag.
Unterhaltsames Weltuntergangs-Drama zum Jahresende
Viel zum selber denken bekommt man in «Don’t Look Up» nicht. Dafür ist man unheimlich gut unterhalten.
Kurz vor Weihnachten schenkt uns Adam McKay also ein bisschen Erlösung von zwei Jahren Corona-Horror. Denn «Don’t Look Up» macht schliesslich genau das, was eine gute Satire tun sollte: uns über düstere Zustände zum Lachen bringen – und das in diesem Fall ziemlich viel.
Kinostart: 09.12.2021