Wenn viel Geld im Spiel ist, gehen Filmemacher gerne auf Nummer sicher. Ob Roman («The Hobbit» oder «Game Of Thrones»), Spin-off («Fantastic Beasts») oder Videospiele («World Of Warcraft»): mit bewährten Namen betritt man die Fantasy-Kinowelt auf sehr dickem Eis.
Das jüngste Unterfangen, das Genre auszureizen, heisst «Dungeons and Dragons: Honor Among Thieves». Hier bedient man sich bei der Vorlage des gleichnamigen Rollenspiels: D&D gilt als das erste Pen-&-Paper-Rollenspiel und wurde erstmals 1974 in den USA vertrieben.
Liebhaber kennen das Spiel aus durchzockten Nächten in ihrer Jugend, Menschen mit weniger fantasievollen Hobbys aus Serien wie «Big Bang Theorie» oder «Stranger Things».
Die Welt, in der man sich bewegt, ist also vorgegeben: eine klassische «Herr der Ringe»-Fantasywelt voller Magie und Monster. Doch trägt das einen ganzen Spielfilm?
Zugegeben: Es gab auch mal einen Film, bei dem ein Fahrgeschäft eines Vergnügungsparks die Inspiration war. Er bescherte Disney eine der erfolgreichsten Kino-Franchises überhaupt, nämlich «Pirates of the Carribean».
Die Handlung? Nebensache
«Dungeons and Dragons – Honor Among Thieves» versucht gar nicht erst, mehr zu sein, als es ist. Die Story? Nebensache. Ein bunt zusammengewürfelter Trupp von Aussenseitern muss eine gefährliche Mission erfüllen, um die Welt zu retten. Klingt generisch? Ist es auch.
Da werden Tote auferweckt, es wird gegen Drachen gekämpft und auch eine Reise in die Unterwelt liegt drin: Woher sonst sollte man einen extrem wichtigen Gegenstand holen?
Mit Dungeons, aber auch Dragons
Auch die selbstironische Haltung, die bei den Marvel-Verfilmungen von «Iron Man» und Konsorten etabliert wurde, ist hier wiederzufinden. Mit viel Witz gehen die stereotypen Charaktere – der charmante Barde, die einsilbige Kämpferin, die naturverbundene Druidin – auf ihre Mission.
Aber: In diesem Fall sind die holzschnittartigen Protagonisten gewollt. Bei einem Rollenspiel wie D&D ist es sinnvoll, mit möglichst einseitigen, aber dafür sehr unterschiedlichen Charakteren zu spielen. Damit kann man als Einsatztruppe jederzeit situationsgerecht reagieren und ist für jeden Gegner gewappnet – ob Eulenbär, böse Zauberin oder lebende Tote.
Die Barbarin ist vielleicht nicht die hellste, kann aber gut austeilen. Der Zauberer ist für den Nahkampf komplett unbrauchbar, dafür kann er aber magische Gegenstände bedienen und Tote befragen. Was normalerweise klischiert und langweilig wirkt, ist hier das Feature.
Charmanter Schurke, kernige Kämpferin
Dass das alles rund und liebevoll daherkommt, liegt auch am guten Casting: Hugh Grant kann wieder in einer Rolle als charismatischer Fiesling glänzen und Chris Pine («Wonder Woman») gibt den zu viel zu gutaussehenden Helden mit dem Herz am rechten Fleck. Michelle Rodriguez (bekannt aus «Lost» oder der «Fast & Furious»-Reihe) tritt derweil als Kämpferin mit rauer Schale und weichem Kern auf.
Passt, sitzt und macht Spass. Die zwei Stunden vergehen schnell und man verlässt das Kino mit dem Gefühl, das alles irgendwie schonmal gesehen zu haben – und trotzdem gut unterhalten worden zu sein.
Kinostart «Dungeons and Dragons – Honor Among Thieves»: 30.3.2023.