«Bisch Du Muslim oder Vegi?» lautet eine Frage beim Einrücken in die Kaserne. Der Gefragte verneint und auf der Präsenzliste werden zwei Häkchen gesetzt. Das Vorgehen ist längst Routine: In der Schweizer Armee dienen Menschen unterschiedlichster Kulturen, entsprechend gestaltet sich das Zusammenleben.
2015 zweifelte der damalige Verteidigungsminister Ueli Maurer öffentlich an, ob sich Männer aus Familien mit Migrationshintergrund im Fall eines Konflikts mit ihrem Herkunftsland auch wirklich hinter die Schweiz stellen würden. Die Kritik an diesen Äusserungen folgte auf dem Fuss, aber immerhin: Der Magistrat hatte das Thema angesprochen.
So bunt wie die Bevölkerung
Damals waren rund ein Drittel der Armeeangehörigen Secondos, heute sind es zweifellos mehr. Viele von ihnen leisten Dienst, weil sie es als Pflicht gegenüber ihrem Land empfinden – der Schweiz.
Der Filmemacher Luka Popadić – seine Wurzeln sind serbisch – dokumentiert in einer Szene seines Films «Echte Schweizer» seine Beförderung vom Oberleutnant zum Hauptmann. Warum hat er diesen Weg gewählt? Warum tun dies andere? Popadić macht sich Gedanken und befragt drei weitere Männer zum Thema.
Freude am Wehrdienst
Das Militär stehe für erlebte Kameradschaft, es sei ein Beschleuniger für die Integration in die Schweizer Gesellschaft, und im Fall von Popadić, der seine Eltern früh verlor, ist es zeitweise gar eine Ersatzfamilie. Das sind in etwa die erwartbaren Gründe, warum es den vier Protagonisten in der Schweizer Armee gefällt – und sie schildern das auch ausführlich.
Und da ist der oben bereits genannte Grund, warum gerade Secondos ihren Dienst gern weit über das Obligatorium hinaus leisten: Das Gefühl, man schulde es dem Land. Und nicht zu vergessen: Als Offizier fährt man im Zug in der ersten Klasse, wie uns Popadić schalkhaft vorführt.
Alles mit einem Augenzwinkern
Popadić setzt stark auf Humor: Schon in der Eröffnungssequenz hantiert er mit uralten Schweizer Klischees, von Wilhelm Tell über Emmentaler Käse bis zum Bankentresor. Zum Glück verfeinert sich der Humor in der Folge, etwa beim Beobachten seiner Protagonisten im Alltag.
«In der Kaserne kommandierst Du vielleicht, aber nicht in der Küche!», muss sich etwa ein Hauptmann tunesischer Abstammung von den Frauen in seiner Familie anhören.
Popadić weiss allerdings, dass vier Männer, die vom Militär schwärmen, noch keinen ganzen Film ergeben – egal, wie witzig er sein mag. So stellt er seinen Protagonisten auch die heikle Frage nach Rassismus in der Armee, oder sinniert darüber, wie es sich anfühlt, wenn Serben und Albaner in die gleiche Kompagnie eingeteilt werden.
Vorlieben im Tennis
Schliesslich tritt Popadić gar in die Fussstapfen von Ueli Maurer und stellt seinen Gesprächspartnern die Gretchenfrage: Auf welcher Seite stündest du, wenn es zu einem Konflikt mit deinem Herkunftsland käme?
Die irritierten Antworten auf diese Provokation gehören zu den prägendsten Momenten des Films. Dabei sei diese Frage doch gar nicht so abwegig, führt Popadić kommentierend ins Feld: Denn in seiner serbischen Heimat sei er von Militärs auch immer wieder gefragt worden: «Bist Du Team Federer oder Team Djoković?»
Kinostart am 4.4.2024.