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5 Fragen an «Fair Traders»-Regisseur Nino Jacusso
Aus Kultursendungen vom 30.01.2019.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 50 Sekunden.

Neu im Kino «Fair Traders»: Jenseits von Ausbeutung und Geldgier

Der Film «Fair Traders» porträtiert Unternehmer, die produzieren, ohne dabei die Umwelt zu zerstören und Menschen auszunutzen.

Abholzen, ausbeuten, verschmutzen, abkassieren, wegschmeissen, weiterwachsen. So sieht die Ökonomie des 21. Jahrhunderts aus. Muss sie aber nicht, sagt der italienisch-schweizerische Regisseur Nino Jacusso. Er ist der Meinung, dass wir unsere Einstellung zum Konsum ändern müssen.

Audio
Filmkritik zum Schweizer Dokumentarfilm «Fair Traders»
aus Kultur-Aktualität vom 11.02.2019. Bild: Reck Film
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 41 Sekunden.

Die drei Protagonisten in seinem Dokumentarfilm «Fair Traders» zeigen, dass eine Ökonomie ohne Wachstum, eine sogenannte Postwachstumsökonomie, bereits heute möglich wäre. Für einige Ökonomen der einzig nachhaltige Weg.

Die Gründerin einer ökologischen und sozialen Kleiderfirma, eine Biobäuerin und ein ehemaliger Garnhändler, der in Indien und Tansania Bio-Baumwolle herstellt. Sie setzen sich für faire Arbeitsbedingungen und ökologische Herstellung ein. Dabei sind sie ständig unter dem Druck der freien Marktwirtschaft.

«Social Enterpreneur»: Sina Trinkwalder

Sina Trinkwalder schneidet Stoff zu.
Legende: Sina Trinkwalder bekam 2015 das deutsche Bundesverdienstkreuz für ihr soziales Engagement. Filmcoopi

Sina Trinkwalder ist die Gründerin der deutschen Firma «manomama». Sie produziert Kleidung nach ökologischen und sozialen Massstäben. Sie stellt Menschen ein, die es schwer haben auf dem Arbeitsmarkt: Langzeitarbeitslose, Migranten, Alleinerziehende.

Früher war die Geschäftsfrau im Marketing für konventionelle Firmen tätig. Das änderte sich durch ein kleines Erlebnis. Im Winter warf sie einmal am Bahnhof eine Hochglanz-Zeitschrift weg. Ein Obdachloser fischte diese aus dem Müll und lächelte sie an. Die schönen farbig-glänzenden Bilder benütze er gerne als Weihnachtsdekoration, sagte er zur ihr.

Danach krempelte Sina Trinkwalder ihr Leben um. Sie investierte ihr ganzes Vermögen in ihr Textilunternehmen. Damals wollte niemand ihr Projekt finanzieren. Heute beschäftigt sie 150 Mitarbeitende und ihr Unternehmen trägt sich selbst.

Bio-Baumwolle aus Indien und Tansania: Patrick Hohmann

Patrick Hohmann spricht mit seinen Baumwollproduzenten in Tansania.
Legende: Patrick Hohmann ist ein Pionier, was Bio-Baumwolle angeht. Filmcoopi

1983 gründete Patrick Hohmann die «Remei AG». Der Textil-Ingenieur ist ein Pionier, was Bio-Baumwolle angeht. Er ist Träger des Schweizer Nachhaltigkeitspreises «prix eco.swisscanto».

Die «Remei AG» koordiniert die Produktion von Kleidung aus Bio-Baumwolle und begleitet die Produktion von der Masstabelle bis zur Auslieferung. Die Firma hat in Indien und Tansania Projekte. Einen grossen Sprung machte das Unternehmen, als es Coop als Abnehmer fand. Mit der Marke «Naturaline» wurde Coop zum Haupteinkäufer.

Fairtrade-Arbeiter

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Die Fairtrade-Bewegung wächst. Es gibt immer mehr Bauern, die unter fairen Bedingungen arbeiten. Zwischen 2012 und 2016 ist die Zahl um 18 Prozent gestiegen. Dies hält «Fairtrade International» in ihrem 9. Monitoring-Bericht fest. Zu diesem Dachverband gehört auch das Schweizer Label «Max Havelaar».

«Fairtrade International» konzentriert sich auf Asien, Afrika und Lateinamerika. Der Anteil der Leute, die in fairen Verhältnissen arbeiten, ist jedoch nicht in allen Entwicklungs- und Industriestaaten gleich gross. 2016 waren in Afrika und im Mittleren Osten ganze 66 Prozent aller Bauern Fairtrade-zertifiziert. In Asien waren es hingegen nur 15 Prozent.

Bio-Bäuerin Claudia Zimmermann

Claudia Zimmermann läuft durchs Getreidefeld. Hinter ihr fährt ein Mähdrescher.
Legende: Claudia Zimmermann ist leidenschaftliche Biobäuerin. Filmcoopi

Erst war Claudia Zimmermann Kindergärtnerin. Sie hängte den sicheren Job an den Nagel. Zusammen mit ihrem Mann bewirtschaftet sie heute den Bauernhof der Schwiegereltern. Sie entschieden sich, anders als viele ihrer Nachbarn, gegen ständiges Wachstum und stellten auf Bio um.

2016 eröffnete die Biobäuerin den Bioladen Küttigkofen. Ihr Ansporn war die Frustration über das nicht-existente Dorfleben und das wöchentliche Einkaufen in den Discountern, die sie nicht mag. So viele Produkte wie nur möglich in ihrem Laden sind regional, alles ist Bio.

Einfach ist die Selbständigkeit nicht immer, denn sie birgt Risiken. Wirtschaftlich zu sein und gleichzeitig ihren eigenen ethischen Ansprüchen zu genügen, ist ein Balanceakt für Claudia Zimmermann.

Filmkritik

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«Fair Traders» zeigt Unternehmen, die versuchen ökologische und soziale Verantwortung zu übernehmen. Drei Geschichten werden parallel geschildert. Das macht aus dem Film eine spannende und abwechslungsreiche Erzählung. Der faire Anbau wird nicht romantisiert, sondern es wird aufgezeigt, dass faire Firmen viel zu kämpfen haben.

Die Selbständigkeit, die Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen, wie auch der Umgang mit sozialen Problemfällen kann schwierig sein. Der Dokumentarfilm erzählt inhaltlich nicht viel Neues über Fairtrade und alternative wirtschaftliche Optionen, zeigt aber, welche Wege man gehen kann.

Braucht es wirtschaftliches Wachstum?

Ein Mann trägt in Tansania Baumwolle über seinem Kopf.
Legende: Um Arbeiter und Umwelt zu schützen, wollen einige Ökonomen die Postwachstumsökonomie. Filmcoopi

Wachstum bedeutet die Zerstörung unseres Planeten. Dieser Meinung sind die Verfechter der Postwachstumsökonomie. Regisseur Nino Jacusso findet, dass die von ihm porträtierten «Fair Traders» diese bereits umgesetzt haben. Sein Film soll zeigen, dass ständiges Wachstum nicht nötig ist.

Der Regisseur steht mit dieser Meinung nicht alleine da: 200 europäische WissenschaftlerInnen schrieben in einem offenen Brief auf «Zeit.de» im September letzten Jahres: «Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich die Wirtschaftstätigkeit auch nur annähernd so weit von Ressourcenverbrauch oder Umweltverschmutzung entkoppelt, wie es tatsächlich notwendig wäre.»

Dementsprechend könne wirtschaftliches Wachstum nicht nachhaltig sein. Auch soziale Probleme in Europa würden nicht durch weiteres Wachstum, gelöst. Sondern mit einer gerechteren Verteilung des Reichtums.

SRG- und SRF-Koproduktion

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Die SRG und SRF haben diesen Film koproduziert.

Kinostart: 14.02.2019

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