Abholzen, ausbeuten, verschmutzen, abkassieren, wegschmeissen, weiterwachsen. So sieht die Ökonomie des 21. Jahrhunderts aus. Muss sie aber nicht, sagt der italienisch-schweizerische Regisseur Nino Jacusso. Er ist der Meinung, dass wir unsere Einstellung zum Konsum ändern müssen.
Die drei Protagonisten in seinem Dokumentarfilm «Fair Traders» zeigen, dass eine Ökonomie ohne Wachstum, eine sogenannte Postwachstumsökonomie, bereits heute möglich wäre. Für einige Ökonomen der einzig nachhaltige Weg.
Die Gründerin einer ökologischen und sozialen Kleiderfirma, eine Biobäuerin und ein ehemaliger Garnhändler, der in Indien und Tansania Bio-Baumwolle herstellt. Sie setzen sich für faire Arbeitsbedingungen und ökologische Herstellung ein. Dabei sind sie ständig unter dem Druck der freien Marktwirtschaft.
«Social Enterpreneur»: Sina Trinkwalder
Sina Trinkwalder ist die Gründerin der deutschen Firma «manomama». Sie produziert Kleidung nach ökologischen und sozialen Massstäben. Sie stellt Menschen ein, die es schwer haben auf dem Arbeitsmarkt: Langzeitarbeitslose, Migranten, Alleinerziehende.
Früher war die Geschäftsfrau im Marketing für konventionelle Firmen tätig. Das änderte sich durch ein kleines Erlebnis. Im Winter warf sie einmal am Bahnhof eine Hochglanz-Zeitschrift weg. Ein Obdachloser fischte diese aus dem Müll und lächelte sie an. Die schönen farbig-glänzenden Bilder benütze er gerne als Weihnachtsdekoration, sagte er zur ihr.
Danach krempelte Sina Trinkwalder ihr Leben um. Sie investierte ihr ganzes Vermögen in ihr Textilunternehmen. Damals wollte niemand ihr Projekt finanzieren. Heute beschäftigt sie 150 Mitarbeitende und ihr Unternehmen trägt sich selbst.
Bio-Baumwolle aus Indien und Tansania: Patrick Hohmann
1983 gründete Patrick Hohmann die «Remei AG». Der Textil-Ingenieur ist ein Pionier, was Bio-Baumwolle angeht. Er ist Träger des Schweizer Nachhaltigkeitspreises «prix eco.swisscanto».
Die «Remei AG» koordiniert die Produktion von Kleidung aus Bio-Baumwolle und begleitet die Produktion von der Masstabelle bis zur Auslieferung. Die Firma hat in Indien und Tansania Projekte. Einen grossen Sprung machte das Unternehmen, als es Coop als Abnehmer fand. Mit der Marke «Naturaline» wurde Coop zum Haupteinkäufer.
Bio-Bäuerin Claudia Zimmermann
Erst war Claudia Zimmermann Kindergärtnerin. Sie hängte den sicheren Job an den Nagel. Zusammen mit ihrem Mann bewirtschaftet sie heute den Bauernhof der Schwiegereltern. Sie entschieden sich, anders als viele ihrer Nachbarn, gegen ständiges Wachstum und stellten auf Bio um.
2016 eröffnete die Biobäuerin den Bioladen Küttigkofen. Ihr Ansporn war die Frustration über das nicht-existente Dorfleben und das wöchentliche Einkaufen in den Discountern, die sie nicht mag. So viele Produkte wie nur möglich in ihrem Laden sind regional, alles ist Bio.
Einfach ist die Selbständigkeit nicht immer, denn sie birgt Risiken. Wirtschaftlich zu sein und gleichzeitig ihren eigenen ethischen Ansprüchen zu genügen, ist ein Balanceakt für Claudia Zimmermann.
Braucht es wirtschaftliches Wachstum?
Wachstum bedeutet die Zerstörung unseres Planeten. Dieser Meinung sind die Verfechter der Postwachstumsökonomie. Regisseur Nino Jacusso findet, dass die von ihm porträtierten «Fair Traders» diese bereits umgesetzt haben. Sein Film soll zeigen, dass ständiges Wachstum nicht nötig ist.
Der Regisseur steht mit dieser Meinung nicht alleine da: 200 europäische WissenschaftlerInnen schrieben in einem offenen Brief auf «Zeit.de» im September letzten Jahres: «Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich die Wirtschaftstätigkeit auch nur annähernd so weit von Ressourcenverbrauch oder Umweltverschmutzung entkoppelt, wie es tatsächlich notwendig wäre.»
Dementsprechend könne wirtschaftliches Wachstum nicht nachhaltig sein. Auch soziale Probleme in Europa würden nicht durch weiteres Wachstum, gelöst. Sondern mit einer gerechteren Verteilung des Reichtums.
Kinostart: 14.02.2019