«Art is easy» steht an der Tür zum Atelier von Franz Fedier. Das war sein Motto: Kunst muss einem leicht fallen, muss Freude machen. Wenn man sich mit der Kunst herumquälen muss, dann macht man etwas falsch.
Das bedeutet nicht, dass Franz Fedier in seiner Kunst leichtsinnig war oder oberflächlich. Im Gegenteil: Der Urner Künstler, der einen grossen Teil seines Lebens in Bern gelebt hat, hat viel über die Kunst und das Leben nachgedacht.
Seine Gedanken und Notizen sind intelligent, selbstkritisch, immer wieder überraschend. Für den Film «Fedier – Urner Farbenvirtuose» sind sie ein wichtiger Baustein. Der ebenfalls aus dem Kanton Uri stammende Schauspieler Andri Schenardi hat die Notizen Fediers eingesprochen. Immer wieder ist er aus dem Off zu hören: nachdenklich, klug, erhellend.
Von Uri via Bern nach Algerien
Der Zürcher Filmschaffende Felice Zenoni, der 2015 bereits einen Film über den Urner Künstler Heinrich Danioth gedreht hat, erzählt das Leben Franz Fediers in einer Art Roadmovie. Der Film führt in den Kanton Uri, wo Fedier geboren wurde und seine Jugend verlebte, und nach Bern, wo er sein Leben als Künstler verbrachte.
Aber auch nach Paris und Luzern, wo Fedier gelernt und nach Basel, wo er gelehrt hat. Und nach Algerien, wohin er Ende er 1940er-, Anfang der 1950er-Jahre prägende Reisen unternahm.
Treffen mit Wegbegleitern
«Reiseleiterin» im Film ist Fediers Enkeltochter Alma Fedier. Die 24-Jährige studiert in Bern Sozialanthropologie und Kunstgeschichte und hat ein ausgeprägtes Interesse an Kunst im Allgemeinen und ihrem künstlerisch tätigen Grossvater im Besonderen.
Mit Alma Fedier reist die Kamera zu wichtigen Lebensstationen ihres Grossvaters, trifft Verwandte, Freunde, Schülerinnen, Lehrer und Wegbegleiter des Künstlers.
Naturliebe und Technik-Begeisterung
An der Seite von Alma Fedier geht es zum Beispiel im Postauto auf den Sustenpass. Der Film breitet die monumentale Bergkulisse aus, dazu erklingen Gedanken Franz Fediers über die Natur und die Narben, die der technische Fortschritt der Natur eingeschrieben hat.
Beides ist für Fedier interessant, beides spiegelt sich in seinem Werk: Faszination für die Natur, Interesse an der Technik.
Auf dem Susten wollte Franz Fedier 1970 ein Kunstprojekt durchführen. An Felsen und auf den weiten Geröllfeldern wollte er geometrische Muster in klaren Farben aufbringen. Genehmigt wurde das progressive Projekt nicht.
Der Film aber macht am Computer sichtbar, wie Fedier sich diese Arbeit vorgestellt hat: als aufregende Verbindung von gewaltiger Natur und kühler Kunst.
Kühn, aber immer publikumsnah
Das Steingletscher Projekt auf dem Susten war nicht das einzige Projekt, das Franz Fedier nicht umsetzen konnte. Kühne Ideen hatte er – kühn, aber auch publikumsnah.
Fedier wollte nicht nur den kleinen Zirkel der Kunst-Connaisseure ansprechen. Er dachte ans breitere Publikum. Er malte abstrakt, aber seine Bilder hatten im Kern immer einen Bezug zur realen Lebenswelt, zu Natur und Technik, zu Bauten und Menschen.
Der bemalte Teufelsstein
Immer wieder ersann Fedier Projekte, um seine Kunst in die Alltagswelt einzubringen. Er träumte davon, die Gotthard-Autobahn mit dynamisch wirkenden Farbbahnen zu flankieren. Und den sagenumwobenen Teufelsstein bei Göschenen wollte er mit einem gelben Teufel bemalen.
Im Film gelingt, was Fedier im Leben nicht realisieren konnte: Seine Familie darf das Projekt umsetzen und den Fels bemalen. Mit der Auflage, dass das Bild später wieder entfernt wird.
Mit seinem Film folgt Felice Zenoni der Idee Fediers: Er möchte den Künstler und seine Kunst für ein möglichst breites Publikum aufbereiten. Das gelingt dem Film wunderbar, indem er zeigt, welche Landschaften und Orte, Fedier geprägt haben – und zu welchen Bildern ihn diese Eindrücke angeregt haben.
Kinostart: 6.1.2022