«Das ist keine Autobiografie. Und auch kein Testament. Ich bin ja noch nicht tot», betont Francis Reusser.
Trotzdem handelt sein neuster Film von seiner eigenen Vergangenheit. Diese ist eng mit der des Kinos verknüpft. «‹La séparation des traces› ist ein filmisches Essay», sagt der 77-jährige Westschweizer.
In den 70ern und 80ern zählte Reusser zu den bedeutendsten Schweizer Filmemachern. Er wurde 1942 in Vevey geboren. Absolvierte dort die École de photographie.
Anschliessend sammelte er Erfahrung beim Westschweizer Fernsehen RTS. Später begann er, eigene Spiel- und Dokumentarfilme zu drehen.
Seine Filme «Vive la mort» (1969) und «Seul» (1981) feierten am Filmfestival in Cannes Premiere. Für das Drama «Derborence» gewann er 1985 einen César, den französischen Filmpreis.
Er habe sich in «La séparation des traces» mit seinen Erinnerungen auseinandersetzen wollen, sagt er. «Viele kümmern sich nicht mehr darum. Denken, dass sie dann weniger Probleme hätten. Doch ich glaube nicht, dass das gut ist.»
Der Sohn hilft mit
Reusser und sein erwachsener Sohn Jean haben Filmmaterial aus dem privaten Archiv zusammengetragen: Ferienaufnahmen, Ausschnitte aus TV-Sendungen und Filmen, Bilder von Filmsets.
Sohn Jean Reusser ist für die Montage verantwortlich. Vater Francis Reusser erzählt.
Nicht nur vom eigenen Werdegang. Sondern vor allem auch von der Geschichte des Schweizer Films und Fernsehens. «Schliesslich erlebe ich die seit mehr als 50 Jahren mit.»
Doch in den letzten Jahren habe sich vieles verändert, sagt er. «Filmemachen ist ernster geworden. Man macht nicht mehr so viele Spässe.» Stattdessen gäbe es immer mehr Regeln und Vorschriften.
Was ihn besonders nervt: Wenn er eine Stelle für einen Schauspieler zu besetzen habe, müsse er dies erst dem Arbeitsamt melden. Damit arbeitslose Schauspieler sich bewerben können. Erst danach könne er frei suchen. «Die spinnen doch, die Schweizer!», meint er.
«Vielleicht höre ich bald auf»
Trotzdem macht er weiter. Francis Reusser arbeitet bereits am nächsten Projekt. Einem Spielfilm über Kunstfälschung.
Vielleicht sei das aber sein letzter Film. «Ich mache gerne alles selbst: Regie, Kamera, Technik», sagt er. Doch langsam werde es schwierig, Kamera-Stative und anderes schweres Equipment herumzuschleppen.
«Wenn ich das nicht mehr kann, höre ich auf.» Er wolle nicht auf einem Sofa hocken, Whiskey saufen und andere dirigieren.
Sein Wunsch wäre jedoch: «Dass ich eines Tages mit der Kamera in der Hand sterbe. Einfach so. Puff.»