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Neu im Kino «Ghostbusters: Afterlife»: Fan-Futter mit Marshmallow-Geschmack

Die Version von 2016 schmeckte Liebhabern des 80er-Hits nicht. Der neuste Geisterfilm dürfte mehr nach ihrem Gusto sein.

Richtig gruselig waren sie nie, die gefrässigen Gespenster, die seit 1984 unter Ivan Reitmans Regie die Leinwände unsicher machen. Aber süss wie eine Zuckerbombe. Und im Zusammenspiel mit schreckhaften Menschen durchaus komisch. Ein Spass für die ganze Familie und ein Fest für die Traumfabrik.

In den 80ern liess sich mit drolligen Geistern wie dem grünen Sabberlappen Slimer gutes Geld verdienen. Oder dem weissen Marshmallow-Riesen Mr. Stay-Puft, der vom markenbewussten Publikum als Parodie des Michelin-Maskottchens begriffen wurde.

Mini-Marshmallow-Männer treiben Schabernack.
Legende: Die Mini-Marshmallow-Männchen im neuen Film erinnern an ihren Urahn: Mr. Stay-Puft. Sony Pictures

Das beste Verkaufsargument sind aber immer die Geisterjäger selbst gewesen: Eine bunt gemischte Truppe, zu der in den ersten beiden Filmen auch Leinwand-Ikonen wie Bill Murray und Dan Aykroyd zählten. Komplettiert wurde das Quartett vom Afroamerikaner Ernie Hudson und dem Brillenträger Harold Ramis, der sich als Mitautor die Rolle des nerdigen Wissenschaftlers auf den Leib geschrieben hatte.

Gibt es ein Leben nach den alten Ghostbusters?

Der Tod von Harold Ramis im November 2014 begrub die Hoffnungen auf eine weitere Fortsetzung mit der Originalbesetzung endgültig. Sony wagte wenig später den Reboot mit einer komplett neuen Besetzung, sowie einer zeitgeistigen Interpretation der nicht mehr ganz so frischen Story: In der 2016er-Version von «Ghostbusters» gingen vier Frauen auf Geisterjagd – mit erschreckend negativem Effekt.

Dem Shitstorm auf Social Media folgte ein Debakel an den Kinokassen: Das auf Nostalgie geeichte Publikum goutierte den Gender-Twist nicht. Unter dem Strich resultierten 70 Millionen Dollar Verlust, schlechte Kritiken und viel Häme. Die einst so lukrative Franchise war tot. Bis ein Fan beschloss, der Filmreihe neues Leben einzuhauchen. Und das Ganze zur Familienangelegenheit machte.

Regisseur Jason Reitman (rechts) instruiert auf dem Set seine junge Hauptdarstellerin.
Legende: Next Generation: Regisseur Jason Reitman (rechts) instruiert Hauptdarstellerin Mckenna Grace. Sony Pictures

Nun ist es da: Jason Reitmans «Ghostbusters»-Movie, das sich direkt auf die 80er-Jahre-Hits seines Vaters Ivan bezieht. Der trug beim neuen Film mit dem treffenden Untertitel «Afterlife» als Produzent zum Gelingen bei. Indem er seinen Sohn bei jeder kreativen Entscheidung beriet. Oder überwachte, wie Regisseur Jason Reitman lachend zu Protokoll gab.

Retro-Charme aus dem Hause Reitman

«Ghostbusters: Afterlife» kommt dem Geist des Originals viel näher als die Neuverfilmung vor fünf Jahren. Auch wenn sich die Geschichte Zeit nimmt, die Bezüge zur Ursprungssaga herzustellen.

Zunächst einmal wird hier von den Nöten einer alleinerziehenden Mutter (Carrie Coon, bekannt aus der TV-Serie «The Leftovers») erzählt, die aus Geldmangel auf die Farm des verstorbenen Vaters zieht.

Mckenna Grace zückt als Hauptfigur Phoebe den Protonen-Blaster.
Legende: Ganz der Grossvater: Die zwölfjährige Phoebe (Mckenna Grace) liebt die Kraft der Wissenschaft. Sony Pictures

Deren Kinder Phoebe (Newcomerin Mckenna Grace) und Trevor (Finn Wolfhard, einer der Jungs aus «Stranger Things») finden den Umzug in die Provinz Summerville das Letzte. Bis sie mit Unterstützung eines experimentierfreudigen Lehrers («Ant-Man» Paul Rudd) auf das Vermächtnis ihres vermeintlich verrückten Opas stossen.

Prall gefüllte Wundertüte

Schritt für Schritt schafft es der Film so, den Kult um Nostalgie-geladene Utensilien der 1980er – wie die legendären Protonen-Blaster – wirkungsvoll aufleben zu lassen.

Als schliesslich Ecto-1 – das verrostete Geisterjäger-Mobil in der Scheune – wieder anspringt, gibt es kein Halten mehr. Die Kids in Summerville sind entzückt und mit ihnen die eingefleischten Fans im Kinosaal.

Finn Wolfhard blickt in die Motorhaube des Geisterjäger-Mobils Ecto-1.
Legende: Kennt sich seit «Stranger Things» mit Ungetümen aus den 80ern aus: Teenager Finn Wolfhard. Sony Pictures

Mehr zu verraten wäre nicht im Sinne der Erfinder. Nur so viel: Wer bisher vergeblich auf eine Wiedergeburt der alten Ghostbusters-Garde gehofft hat, kriegt mit diesem Film den nächstbesten Ersatz dafür serviert.

Kinostart: 18. November 2021

Radio SRF 3, 18.11.2021, 16:10 Uhr

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