Am Anfang war da diese Playlist, erzählt Regisseur Edgar Wright in einem Interview mit BBC Radio 1. Vor über zehn Jahren stellte er seine liebsten Sixties-Songs zusammen. Der Titel der Sammlung: «Soho – 5 Stars».
«Wie andere Post-Its verwenden, um Ideen zu sammeln, verwende ich Songs», sagt er im Interview. «Jedes Mal, wenn ich eines der Lieder aus der Playlist gehört habe, hat mich das daran erinnert, das Drehbuch für ‹Last Night in Soho› zu schreiben.»
Morde und Musik
Dieser Film kommt jetzt in die Kinos. Im Mystery-Horror-Thriller geht es um Blut, Geister und Morde. Aber auch um hochtoupierte Haare, schrille Mode und Musik.
«Ich würde so gerne in der Zeit reisen können», sagt der Regisseur. «Vor allem in die 1960er. Deshalb habe ich den Film gemacht.» Entstanden ist eine bunte und mitreissende Liebeserklärung an diese Zeit.
Willkommen in London
Landei Ellie (Thomasin McKenzie) beginnt in London ein Modedesign-Studium. Sie zieht als Untermieterin in die Dachwohnung einer alten Dame (Diana Rigg) im Stadtviertel Soho. Da beginnt die Magie. Oder der Horror.
Denn jedes Mal, wenn Ellie einschläft, wacht sie in den 60ern wieder auf. Dort begleitet sie Sandy, die Sängerin werden will. Manchmal beobachtet Ellie die selbstbewusste Sandy durch Spiegel, manchmal steckt sie in ihrem Körper.
Sandy wird verkörpert von Anya Taylor-Joy, bekannt aus der Netflix-Hit-Serie «The Queen's Gambit». Für «Last Night in Soho» hat die Schauspielerin einen der Lieblingssongs des Regisseurs neu eingesungen: «Downtown» aus dem Jahr 1965, ursprünglich von Petula Clark.
Die 60er inspirieren im Heute
Doch nicht nur seine Liebe zur Sixties-Musik hat Edgar Wright in «Last Night in Soho» voll ausgelebt. Sondern auch seine Liebe zur Mode und zum Style der damaligen Zeit. Ellie ist fasziniert von der fremden jungen Frau aus der Vergangenheit, lässt sich von deren Looks für ihre Mode-Kreationen und für ihr eigenes Aussehen inspirieren.
Doch es ist längst nicht alles nur bunt und lustig in «Last Night in Soho». Traum und Realität verschmelzen immer mehr. Die Geister der Vergangenheit suchen Ellie heim. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Diana Riggs letzter Film
Was Regisseur Edgar Wright besonders freut: Für seinen Horror-Thriller konnte er auch einige Schauspiel-Ikonen aus seiner Lieblings-Epoche gewinnen. Allen voran Diana Rigg als Ellies Vermieterin Miss Collins. In den 1960ern war sie eine der grössten Schauspielerinnen und Style-Vorbilder.
Ihre TV-Action-Serie «The Avengers» (auf Deutsch «Mit Schirm, Charme und Melone») gehörte zum Besten und Modernsten, was man Ende der 1960er im TV sehen konnte.
Diana Rigg verstarb 2020 mit 82 Jahren. Irgendwie passend, dass der letzte Film der Schauspiel-Ikone ausgerechnet eine Liebeserklärung an die Sixties ist.
«Last Night in Soho» ist unheimlich, verstörend und vor allem sehr cool anzuschauen. Und anzuhören.
Kinostart: 11. November 2021