Charakterlich sind die beiden Männer grundverschieden. Aber genau darauf fusst ihre langjährige Freundschaft: Renzo verfügt als Maler über eine ausserordentliche künstlerische Begabung. Der Kunsthändler Arturo hingegen ist branchenvernetzt und durchtrieben genug, um die Vermarktung von Renzos Genie geschickt voranzutreiben.
Der Hype ist vorbei
Doch bereits zu Beginn der schwarzen Komödie «My Masterpiece» befindet sich das einstige Geschäftsmodell der beiden Herren in Schieflage. Renzos künstlerische Inspiration ist versiegt. Die potenzielle Käuferschaft in Buenos Aires ist zum nächsten Hype weitergezogen.
Zur Belastungsprobe wird dabei vor allem, dass Renzo – aufs Alter zynisch, störrisch und gesellschaftsfeindlich geworden – sämtliche Bemühungen Arturos zur Wiederbelebung seiner Karriere sabotiert.
Wer muss sterben?
Das Publikum hat ab den ersten Minuten des Films einen wesentlichen Wissensvorsprung: Der Kunsthändler Arturo stellt sich eingangs als Erzähler vor. Bei dieser Gelegenheit erwähnt er im Off-Kommentar, dass er seit Kurzem ein Menschenleben auf dem Gewissen hat. Dann wird die Handlung des Films um fünf Jahre zurückgespult.
Unter diesen Vorzeichen erhält der Titel eine neue Bedeutung: Das erwähnte Meisterwerk wird in diesem Fall wohl nicht eines von Renzos Gemälden sein – sondern der Mord, den Arturo angekündigt hat.
Der Galerist ist entschlossen, Renzos Marktwert auf der Kunstbörse wieder in die Höhe zu treiben. Doch wer wird dafür über die Klippe springen müssen? Etwa Renzo selbst?
Kein Knaller zum Abschied
Dieses Rätselspiel um die Auflösung der Geschichte von «My Masterpiece» wird zwar geschickt angekündigt und über die Filmdauer mit einigen originellen Wendepunkt versehen. Doch letztlich läuft die Story auf einen eher banalen Clou heraus. Einen cleveren Kniff zum Schluss hat das Drehbuch nicht auf Lager.
Auch die Satire auf die Kunstszene, als die sich der Film behauptet, greift zu kurz. Die Verkäufer und Kunden in der Kunstbranche sind also alle eitel, selbstverliebt und interessieren sich eher für Geld statt für Ästhetik?
Geschenkt. Da wartet man richtiggehend darauf, dass im Film endlich über Leichen gegangen wird.
Grandiose Hassliebe
Doch die Zeit bis dahin wird einem angenehm verkürzt durch die genialen Schauspieler Guillermo Francella und Luis Brandoni: Die Rollen, die Dialoge und die Interpretation des seltsamen Paars im Zentrum der Geschichte sind das wahre Highlight des Films.
Die beiden Figuren verbindet eine pointenreiche Hassliebe wie einst diejenigen von Jack Lemmon und Walter Matthau: Die beiden Darsteller kosten dieses wortreiche Gezanke in vollen Zügen aus.
Am besten funktioniert der Film «My Masterpiece», wenn man die Klischiertheit des Settings und die Vorhersehbarkeit gewisser Wendungen durchgehen lässt. Und sich stattdessen einfach daran erfreut, mit welcher diebischen Spielfreude die derbe Situationskomik und das teils ziemlich bösartige Geschehen von den Darstellern angegangen werden.
Kinostart: 14.3.2019