Selten war Meucheln und Morden so klug und amüsant wie im Horrorfilm «Scream» (1996): Vor über 25 Jahren mordete sich der Killer Ghostface das erste Mal mit grotesker Maske, schwarzem Gewand und Messer durch die fiktive kalifornische Stadt Woodsboro.
Wie funktioniert ein Slasherfilm?
Klug und amüsant, weil die Heldeninnen und Helden die Regeln und Klischee des Genres kannten.
«Magst du Horrorfilme?», fragte irgendwann der Killer Ghostface die Heldin Sidney Prescott (Neve Campbell), und die antwortet: «Ah, ist doch immer dasselbe. Ein dämlicher Killer lauert einem Mädchen mit prallen Titten auf, das immer die Treppen rauf, statt zur Haustür rausläuft. Idiotisch.»
Kein Sex, kein Suff
Später erklärte im Film ein Horror-Nerd: «Es gibt gewisse Regeln, die man beachten muss, wenn man in einem Horrorfilm überleben will: Nummer 1: keinen Sex. Nummer 2: Nicht Trinken oder Drogen einnehmen. Das ist eine Sünde und eine Ergänzung zu Regel Nummer 1. Nummer 3: Niemals, niemals, unter keinen Umständen, darfst du sagen: Ich komme gleich wieder. Denn dann kommst du nicht wieder.»
Und natürlich hielt sich kein Opfer an die Regeln.
Analyse und Parodie
Durch die Metaebene wurde «Scream» gleichzeitig zur Analyse und Parodie des Slasherfilms: jenen Blutbad-Klassikern wie «Halloween» (1978) oder «Friday The 13th» (1980), in denen maskierte Verrückte mit Mordwerkzeugen Jugendliche jagen.
Mega meta
Der erste Teil war megaerfolgreich, spielte mehr als das zehnfache seines Budgets von 16 Millionen Dollar ein und belebte das Slasher-Genre.
Bis 2011 folgten drei Fortsetzungen. Die Metakommentare blieben. Ab Teil zwei gab es sogar eine Film-Reihe-in-der Film-Reihe mit dem Titel «Stab». Die Idee dahinter: sich über Fortsetzungen lustig machen.
Bei der vierten Fortsetzung war bei der «Scream»-Reihe die Luft raus. 2015 starb Wes Craven, der bei allen Teilen Regie geführt hatte. Keiner glaubte an eine Fortsetzung im Kino.
Comeback der Filmreihe
Aber es ist wie beim Bösen im Horrorfilm: Totgeglaubte leben länger. So feiert nach «Ghostbusters 4» und «Matrix 4» nun auch die «Scream»-Reihe ihre unerwartete Wiederauferstehung.
Wieder mordet sich ein Ghostface durch Woodsboro. Für die, die die Reihe nicht kennen: Es ist jedes Mal eine andere Person hinter der Maske.
Im neuen fünften Teil jagt er Sam (Melissa Barrera), die Tochter des ersten Ghostface. Das ruft natürlich die Heldinnen und Helden der Vorgängerfilme auf den Plan: Sidney (Neve Campbell), Gale (Courteney Cox) und Dewey (David Arquette).
Ein Requel
Mitverantwortlich für die Fortsetzung ist Kevin Williamson, Drehbuchautor der ersten vier Teile, der diesmal als Produzent dabei ist. Was die Zuschauer geboten bekommen, wird im Film selber erklärt: Ein Requel, also eine Mischung aus Remake und Fortsetzung.
Wie üblich wird gerätselt, wer hinter der Maske von Ghostface steckt.
Wie üblich wird ironisch über aktuelle Film- und Medienthemen «gemetat». Über Fortsetzungen von längst abgeschriebenen Reihen. Über cholerische Fans, die sich auf Social Media ereifern, wenn mit ihrer Lieblingsfilmreihe etwas geschieht, was ihnen nicht gefällt.
Fazit: nostalgisch, aber routiniert
«Scream», der verwirrenderweise genauso heisst wie das Original, ist besser als die letzten beiden Fortsetzungen. Weil er besser erzählt ist und mit einer neuen, interessanten Heldin auftrumpft, die, wie üblich in dieser Filmreihe, nie nur auf die Opferrolle reduziert wird.
Der neuste Teil ist nostalgisch, ohne sich allzu sehr zu wiederholen. Sprich: Fans werden ihre Freude haben.
Ansonsten ist «Scream» ein routinierter, durchschnittlicher Slasherfilm ohne den originellen Touch von einst.
Kinostart: 13.1.2022