Mord auf dem Luxus-Dampfer während einer Hochzeitsreise: Ausgerechnet die Braut (Gal Gadot) wurde im Schlaf ermordet. Alle Gäste der Hochzeitsgesellschaft sind verdächtig, alle haben ein Motiv. Nun ist es an Detektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh), den Fall zu lösen.
Viele kennen die Geschichte von «Death on the Nile», auf Deutsch «Tod auf dem Nil», bereits. Entweder haben sie den Roman aus dem Jahr 1937 gelesen oder eine der zwei Verfilmungen von 1978 oder 2004 gesehen.
Bis heute zählt die britische Autorin Agatha Christie zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen der Welt - obwohl sie bereits vor 46 Jahren verstorben ist. Über 4 Milliarden Exemplare ihrer mehr als 90 Bücher wurden verkauft. Das übertrifft nur William Shakespeare.
Meisterin der falschen Fährten
SRF-Literaturredaktor Felix Münger weiss, warum die alten Geschichten von Agatha Christie noch immer so gut ankommen: «Agatha Christie ist eine Meisterin darin, falsche Fährten zu legen. Als Leserin oder Zuschauer kann man mitraten, wer den Mord begangen hat.»
Die Geschichten spielen an abgeschlossenen Orten, im Zug, auf dem Schiff oder im Pfarrhaus. Auch die Schar der Verdächtigen ist überschaubar. Und alle haben ein Motiv.
«Agatha Christie zeigt, dass nicht aussergewöhnliche Menschen zu Mördern und Mörderinnen werden», sagt Münger, «sondern Menschen wie wir, die eine Geschichte haben und so ein Motiv entwickeln.»
Antisemitisch, rassistisch, chauvinistisch
Damit hat Agatha Christie das Krimi-Genre geprägt. Doch ihr Vermächtnis ist nicht nur positiv. «Ihre Texte haben Tendenzen, die heute nicht mehr gehen», sagt Felix Münger und zählt auf: «Antisemitische Stereotypen, rassistische Elemente, chauvinistische und patriarchale Sichtweisen. Würde man die Romane heute schreiben, würde man sicher vieles anders machen.»
Darauf mussten auch die Macherinnen und Macher der neusten Verfilmung von «Death on the Nile» Rücksicht nehmen. Der Cast ist ein bisschen diverser als in der Romanvorlage und in den älteren Filmen. Die Frauen sind eigenständiger. Und in einer Nebenhandlung geht es um ein gleichgeschlechtliches Liebespaar.
So kommt der 85 Jahre alte Stoff von Agatha Christie im Hier und Jetzt an. Für alle, die nicht wissen, wie «Death on the Nile» ausgeht, macht das Mitraten auch bei dieser Verfilmung Spass. Und Agatha-Christie-Fans, die den Bösen oder die Böse schon lange kennen, werden dank der kleinen Änderungen in der bildgewaltigen Story und bei den vielschichtigen Charakteren doch immer wieder überrascht.
Kinostart: 10. Februar 2022