Gold, Silber, Öl und vieles mehr fördern Rohstoffkonzerne. In Ländern, in denen Rechtstaatlichkeit oft ein Fremdwort ist und Korruption herrscht. Menschrechte und Umweltschutz werden immer wieder missachtet. Aber es ist ein lukratives Geschäft.
156 Milliarden Schweizer Franken setzte der Rohstoffhandel-Gigant Glencore mit Sitz in Baar 2016 um – mehr als jeder andere Konzern in der Schweiz. 10,5 Milliarden mehr als die Coop Gruppe, der Migros Genossenschafts-Bund und die Nestlé S.A. zusammengenommen.
Attraktive Steuersätze und kaum Transparenz
Dabei ist Glencore bei weitem nicht der einzige Rohstoffhändler mit Niederlassung in der Schweiz: Unter den zehn umsatzstärksten Unternehmen hierzulande befanden sich im vergangen Jahr nicht weniger als fünf davon.
Attraktive Steuersätze und eine beinahe inexistente Pflicht zur Transparenz gegenüber dem Staat machen die Schweiz zu einem interessanten Standort für sie.
Unlängst hat ein Bündnis aus 50 NGOs deswegen die sogenannte Konzernverantwortungsinitiative lanciert.
Diese fordert, dass Firmen den Schutz von Menschenrechten und Umwelt verbindlich in sämtliche Geschäftsabläufe einbauen.
Sowohl im In- als auch im Ausland.
In seiner Dokumentation «Trading Paradise» zeigt der Genfer Filmemacher Daniel Schweizer auf, welche Folgen die Praktiken der Rohstoffhändler für die Bewohner der Abbauländer haben.
Keine Sympathieförderung
Hierbei konzentriert er sich auf zwei Unternehmen:
Glencore und den brasilianischen Bergbau-Konzern Vale, der auch im waadtländischen Saint-Prex eine Niederlassung hat.
Die Aufnahmen, die der Zuschauer dabei zu sehen bekommt, wirken nicht unbedingt sympathiefördernd.
So wird zum Beispiel gezeigt, wie beinahe eine ganze Generation Heranwachsender in einem sambischen Dorf an Lungenerkrankungen leidet. Der Grund dafür: Die Betreiber der ortsansässigen Kupfermine, an der Glencore die Aktienmehrheit besitzt, drücken in Sachen Umweltschutz beide Augen zu.
Aus demselben Grund wird das Nutzvieh der Bauern in den peruanischen Anden tot und mit Missbildungen geboren. Die indigenen Xikrin im Norden Brasiliens werden sogar ihres Lebensraums entraubt, weil Vale dort munter Bäume im Amazonas abholzt, um Platz für neue Minen zu schaffen.
Moralisch zwielichtig – bestenfalls
Schweizer besucht nicht nur die Betroffenen vor Ort:
Er begleitet eine Demonstration gegen einen Rohstoffhändler-Kongress in Lausanne, unterhält sich mit Politikern und den renommierten US-Aktivisten «The Yes Men» über die Rolle der Schweiz im globalen Rohstoffhandel und lässt Ivan Glasenberg, CEO von Glencore, zu Wort kommen.
Hierbei dürfte sich manch ein Zuschauer die eine oder andere kritische Frage mehr wünschen – nichtsdestotrotz gewährt «Trading Paradise» interessante Einblicke in ein Geschäft, das bestenfalls als moralisch zweifelhaft beschrieben werden darf.