Verzaubert von Will Ferrell
Keine Feiertage ohne eine neue Adaption von Charles Dickens’ Märchenklassiker «Eine Weihnachtsgeschichte». Der Streamingdienst AppleTV+ serviert die Story als Musical. «Spirited» (Regie: Sean Anders) nimmt sich als Genrevertreter allerdings nicht allzu ernst. Das macht ihn auch für Musical-Skeptikerinnen und -Skeptikern sehenswert.
Zu verdanken ist die selbstironische Note dem begnadeten Comedian und Hauptdarsteller Will Ferrell und seinem Co-Star Ryan Reynolds.
Der Film ist mit einer Länge von über zwei Stunden ausschweifend geraten und das Drehbuch ist mit Twists und Seitensträngen so überladen, dass einem schwindlig werden könnte.
Dennoch erfüllt «Spirited» das, was von einem Weihnachtsfilm erwartet werden darf: Er weckt Emotionen und ist witzig. Etwa dann, wenn wir durch die guten Weihnachtsgeister erfahren, dass das Leben nach dem Tod ein einziges, langes Musical ist. Da muss man einfach lachen. Entweder aus (Vor-)Freude oder hysterisch.
Mysteriöses aus dem Engadin
Mit im Rennen im Weihnachtsfilmgeschäft ist dieses Jahr eine Schweizer Kinoproduktion. In «Hotel Sinestra» (Regie: Michiel ten Horn) wünscht sich die 11-jährige Ava in den Weihnachtsferien ihre nervigen Eltern weg – was dank eines mysteriösen Jungen und eines magischen Brunnens prompt geschieht.
Plötzlich gehört das Hotel allein den Kindern, und die lassen sich so manchen Schabernack einfallen. Als aber die letzte Omelettenschlacht geschlagen ist und schliesslich der Strom ausfällt, wird den Kindern klar, dass eine Welt ohne Eltern nur die zweitbeste ist.
Ein atemloser Wettlauf um die Rückkehr der Grossen beginnt, denn die alte Welt kann nur in einem ganz bestimmten Zeitfenster wiederhergestellt werden.
«Hotel Sinestra» ist in erster Linie ein Märchen für Kinder und erzählt aus deren Perspektive. Aber auch Eltern dürften ihre Freude daran haben, wenn die Rotzlöffel im Film Sätze fallen lassen wie: «Es ist sicher ziemlich hart, Vater und Mutter zu sein». Ein schönes Märchen.
Kinostart: 8. Dezember 2022
Liebesschmonzette mit Lindsay Lohan
Die aktuelle Netflixproduktion «Falling for Christmas» (Regie: Janeen Damian) kann da nicht mithalten. Dass die Liebesschmonzette dennoch zu den Streaming-Highlights der Weihnachtssaison gehört, liegt an Hauptdarstellerin Lindsay Lohan (37).
Lohan war einst ein gefeierter Kinder- und Teeniestar, der in den 2000er-Jahren in die Skandalfalle tappte: Drogenexzesse, Ladendiebstahl, Gefängnis. Am Set war die Schauspielerin wegen Unberechenbarkeit bis hin zu Nichterscheinen längst so gefürchtet, dass grössere Rollenangebote ausblieben.
Weihnachtstrash für Fans
Lindsay Lohan scheint auf den Pfad der Tugend zurückgefunden zu haben. Was könnte dies besser belegen als eine familientaugliche Weihnachts-Romcom? Die Story an sich – reiche Luxusbraut verliebt sich nach Gedächtnisverlust in bodenständigen Habenichts – ist vorhersehbar. Leider ist dem Film ausserdem anzusehen, dass er hastig und ziemlich lieblos realisiert worden ist.
Sehenswert jedoch ist das Comeback der Lohan, die mit dieser Rolle um ihre Wiedereingliederung ins grosse Filmgeschäft kämpft. Lohan-Fans mit einem Sinn für Weihnachtstrash können sich «Falling for Christmas» antun. Die anderen besser nicht.