Immer wenn ein neuer Zombie-Film herauskommt, fragt man sich, was es da noch für eine Geschichte zu erzählen gibt. Wurde nicht längst jegliche Storyline über die hungrigen Untoten in Filmen und Serien verbraten?
Ein Zombie für jeden
Zombies als Haustiere, Zombie-Babys, Zombies, die sich in Menschen verlieben, eine Zombie-Frau als Gerichtsmedizinerin, von Nazis gezüchtete Zombies, Iggy Pop als Zombie, Zombie-Männer auf Viagra - all das gab es schon.
Und darüber hinaus? Zombies dienten oft als Projektionsfläche für gesellschaftliche Probleme.
George Romeros Klassiker «Night of the Living Dead» behandelte (1968) das Thema Rassismus: Der afroamerikanische Held wird am Ende nicht von Zombies getötet, sondern von einer weissen Miliz erschossen. Wer denkt da heute nicht an George Floyd?
Diktatur oder Demokratie?
«The Walking Dead» ist eine der erfolgreichsten Serien der vergangenen Jahre. Darin kämpft sich eine Gruppe Menschen durch die zombieverseuchten Südstaaten und versucht dabei, wieder eine Gemeinschaft zu gründen.
Gerade in den ersten Staffeln diskutierte die Gruppe wiederholt darüber, wie viel Macht eine Einzelne, ein Einzelner besitzen muss, um vernünftig zu führen. Eine Frage, die gerade während der zurückliegenden Präsidentschaft von Donald Trump in den USA diskutiert wurde.
Letztendlich wurde in «The Walking Dead» die Frage gestellt: Was ist die bessere Staatsform: Diktatur oder Demokratie? Diese Debatte gab der Serie ihren Reiz.
Corona, das man sieht
In Brad Pitts «World War Z» sind die Untoten eine Metapher für einen tödlichen Virus, der sich auf der Erde verbreitet. Der Held sucht den Ursprung und damit die Heilung.
Ein Traum in Corona-Zeiten: Man wünscht sich, dass man die Gefahr sehen und mit einem Kopfschuss erledigen könnte.
Und jetzt kommt «Army of the Dead», von Starregisseur Zack Snyder, der Actionfilme wie «300» oder «Justice League» gedreht hat. Was bringt die Armee der Toten neues?
Viva Las Vegas
In dem Spektakel ist nur Las Vegas der Zombie-Epidemie zum Opfer gefallen. Das Spielerparadies ist abgeriegelt, der US-Präsident will eine Atombombe draufwerfen. Eine Gruppe Frauen und Männer plant, zuvor noch den Tresor eines Casinos auszurauben - weil 200 Millionen Dollar drin liegen. «Dawn of the Dead» meets «Ocean's Eleven».
Zombies' Eleven
Ausser dem Mash-Up aus Horror- und Heist-Movie bietet «Army of the Dead» kaum Neues. Es gibt schnelle und langsame Untote, aber das ist ein alter Hut.
Einige Zombies sind klüger und können kommunizieren, auch das gab es schon. Neu hingegen ist, dass ein Pärchen die Horde der Heisshungrigen anführt.
Irgendwo ein tiefer Gedanke?
Dem Fan mit Anspruch bietet der Film nicht viel. Es gibt eine Mauer, die Menschen voneinander trennt, es gibt Uniformierte, die ungefragt Fieberpistolen an den Kopf setzen und einen Vergewaltiger, der den Zombies ausgeliefert wird.
Aktuelle soziopolitische Diskussionen in den USA werden also angerissen, ohne dass sie ausgeführt werden oder wichtig für die Handlung sind.
Pures Entertainment
Genre-Fans kommen auf ihre Kosten: Der Film ist kurzweilig und comichaft. Das coolste Geschöpf ist ein einäugiger Zombie-Tiger, der durch Las Vegas streift.
Der lustigste Moment: Zwei Menschen kämpfen sich durch unzählige Zombies und flüchten in einen funktionierenden Fahrtstuhl. In der Kabine läuft Musik. Es ist «Do You Really Want to Hurt Me» von Culture Club.
Wer so was witzig findet, kann sich die zweieinhalb Stunden «Army of the Dead» anschauen. Er bietet Splatter und Spass und das ist für ein so abgenutztes Genre schon viel.
Filmstart: Ab 21.05.2021 auf Netflix.