Paris unter der Besetzung der Nationalsozialisten: Der Modeschöpfer Christian Dior schneidert Kleider für die Frauen der Nazis, um zu überleben – und macht sich damit nicht nur Freunde. Diors Schwester Catherine ist in der Résistance aktiv und wird deshalb in ein Arbeitslager deportiert.
Diors Konkurrentin Coco Chanel hat – um ihr Business zu retten – eine Affäre mit einem Deutschen. Nach der Bereifung kommt sie deshalb auf der Liste der Nazi-Kollaborateure, wird mehrfach verhört und flüchtet in die Schweiz. Die Diskrepanz zwischen der Mode-Luxuswelt und den Verbrechen der Nazis wird sehr plakativ inszeniert.
Juliette Binoche als Coco Chanel
Viel spannender ist in dieser Serie die Figur der Coco Chanel. Sie ist klug, divenhaft und gleichzeitig liebenswürdig. Man versteht, warum sie gewisse moralisch fragwürdigen Entscheidungen trifft. Wohl kaum jemand kann diese Ambivalenzen so gut verkörpern wie die französische Schauspielerin Juliette Binoche. Wenn sogar junge Nazi-Kommandanten auf sie stehen, glaubt man das.
Deshalb ist es umso ärgerlicher, dass Binoche in dieser Serie nicht auf Französisch, sondern auf Englisch sprechen muss – so wie der Rest der Ensemble-Mitglieder.
Let them speak French!
Ganz absurde Züge nimmt dies an, wenn sie mit anderen französischen Schauspielerinnen und Schauspielern auf Englisch spricht – in Paris!
Das ist nicht nur unauthentisch und unlogisch, es reisst einen als Zuschauerin immer wieder aus der Geschichte heraus. Dazu trägt auch Hauptdarsteller Ben Mendelsohn als Christian Dior bei: Den französischen Akzent hat er nicht immer gut drauf.
Ein trauriger Dior
Ben Mendelsohns Rolle als Dior ist nicht so facettenreich angelegt wie die von Chanel. Seine Aufgabe besteht hauptsächlich darin, sich mehr als die Hälfte der Staffel um seine Schwester zu sorgen. Mit repetitiven, pathetischen Flashbacks wird sein Innenleben bebildert.
Trotzdem hat man als Zuschauer bis zum Schluss nicht das Gefühl, etwas über den Menschen Christian Dior erfahren zu haben. Er verkümmert zu einem müden, weinerlichen Charakter.
Wo sind die Kleider?
«The New Look» startet mit einer Vorblende: Dior spricht an der Sorbonne darüber, wie die Kreation in der fürchterlichen Kriegszeit seine Rettung war. Doch diesen Kreationen wird kein Raum gegeben. Die Kleider der Marke kommen in der Serie kaum vor.
Wovon liess sich Dior inspirieren? Wie beeinflusste diese Zeit das Label ästhetisch? Wie wurde Dior zu der Marke, wie wir sie jetzt kennen? Was machte den «New Look» aus? Die Serie liefert keine Antworten. Sie erzählt kaum etwas über den Modeschöpfer persönlich und auch nichts Neues über die berühmte Modemarke.
Kein guter Look
Nicht nur die fehlenden Kleider machen «The New Look» zu einer ästhetischen Enttäuschung. Die Serie über die Luxusmarke sieht sehr billig aus. Die Kamerabilder wackeln, die Aufnahmen sind nicht einheitlich: Einige Bilder haben einen starken Grün- andere einen starken Blaustich.
Ob es daran liegt, dass man bei der Bildbearbeitung gespart hat, um sich den internationalen Star-Cast zu leisten? Trotzdem: Dass eine Serie über eines der berühmtesten Modelabels nicht gut aussieht, ist schade. Stoff für etwas Schönes hätte die Geschichte nämlich nicht nur wortwörtlich hergegeben.
Streamingstart am 14.2.2024 auf Apple TV+.