Mit das Beste an «True Detective: Night Country» ist der Soundtrack aus wunderbar düsteren Popsongs, wie Billie Eilishs Hit «Bury a Friend» oder «Seven Devils» von Florence + The Machine.
Das passt zur Serie. Denn die ist dunkel. Wirklich dunkel. Sie spielt in Alaska, kurz vor Weihnachten. Während der Polarnacht geht die Sonne hier zwei Monate lang nicht auf. Selbst Eis und Schnee sind hier finster.
Die Stimmung ist die eines Horrorfilms, bei dem man glaubt, dass das Monster gewinnt. Gleich zu Beginn bringt sich eine Herde Hirsche um. Später blockiert ein einäugiger Eisbär eine Strasse.
Tote im Eis
«True Detective: Night Country» spielt in einer Kleinstadt, die sich auf dem Ortsschild rühmt, das Ende der Welt zu sein.
Das Verbrechen ist mysteriös wie in den «X-Files». Sechs Männer, die eine Forschungsstation in der Nähe der Stadt betreiben, verschwinden spurlos. Später werden sie gefunden: Nackt und eingefroren. Das Eis verbindet sie zu einer morbiden, mehrköpfigen Statue, die zur Lagerung in die örtliche Eishockey-Halle transportiert wird.
Polizeichefin Liz Danvers (Jodie Foster) beginnt zu ermitteln, trotz Widerstand ihres Vorgesetzten. Sie ist erfahren, aggressiv und bei vielen Frauen des Ortes unbeliebt, weil sie mit ihren Ehemännern geschlafen hat.
Unterstützung bekommt sie von der Polizistin Evangeline Navarro (Kali Reis), die eine Verbindung zu einem alten Mord an einer indigenen Frau herstellen kann.
Der Kult-Krimi im neuen Gewand
«True Detective: Night Country» ist die vierte Staffel der US-amerikanischen Krimi-Serie. Jede Staffel erzählt eine abgeschossene Geschichte, die Besetzung ist immer eine andere. Das Spiel mit dem Übernatürlichen gehört dazu, genauso wie jahrelange Ermittlungen.
Die erste Staffel von «True Detective» erschien vor zehn Jahren. Damals jagten die Hollywoodstars Matthew McConaughey und Woody Harrelson den Mörder einer Prostituierten. Die erste Staffel ist bis heute die beste und zementierte den Kultstatus. «True Detective» galt damals als eine der grossen Serien, wie «Mad Men» (2008), «Breaking Bad» (2010), «The Walking Dead» (2011) oder «Game of Thrones» (2012).
Die zweite Staffel war Unsinn, die dritte eine tolle One-Man-Show von Oscarpreisträger Mahershala Ali. Nach fünf Jahren Pause folgt nun die Vierte.
Dieses Mal ohne traurig-traumatisierte Männer, sondern erstmals mit zwei Frauen als Ermittlerinnen. In «True Detective: Night Country» sind Kerle Beiwerk. Sie sind entweder blöd oder böse, Auszubildende oder Lustobjekte der Polizistinnen.
Eine Boxerin trumpft auf
Eine grosse Überraschung ist Kali Reis. Für die ehemalige Boxerweltmeisterin ist es die zweite Rolle überhaupt. Mit ihrer Präsenz kann sie locker mit Oscarpreisträger Jodie Foster mithalten.
Immer wieder wird mit der Frage gespielt, ob hier übernatürliche Kräfte wirken. Manchmal hat man das Gefühl, fast jeder kann mit Toten kommunizieren. Trotzdem: Die vierte Staffel ist sehenswerte, düstere Krimi-Kost, atmosphärisch stark, mit einem guten Ermittlerinnen-Duo.
«Ich war tot, als ich heute Morgen aufgewacht bin. Ich bin tot, bevor der Tag vorbei ist», heisst es im Song von Florence + The Machine im Soundtrack der Serie. Das ist die Dunkelheit von «True Detective: Night Country». Wer’s heller braucht, ist fehl am Platz.
Streamingstart am 15.01.2024 auf Sky.