Die Walliser «Tschutter» waren zu Beginn des der 2010er Jahre ein Phänomen in der audiovisuellen Landschaft der Schweiz. Eine Web-Serie (damals noch ein neues Wort) war plötzlich landauf landab Kult (und das Wort «Kult» war damals schon out).
Das Ding, das übrigens nur am Rand von Fussball handelte, kam aus dem Nichts. Ausgeheckt hatte sich den Jux das Walliser Kreativ-Startup «lineli solutions» um David Constantin. Das hatte zwar schon Spuren auf YouTube hinterlassen, schien aber fernab von der engmaschig vernetzten Schweizer Filmbranche zu funktionieren.
Aussergewöhnlich hohe Gagdichte
Verbreitet wurde «Tschutter» auf einem Web-Portal mit hohen Besuchszahlen, das jedoch zuvor kaum mit der Verbreitung von seriellem Video-Content aufgefallen war: «20 Minuten». Später waren die Episoden auch auf YouTube zu finden.
Der Clou war allerdings nicht die Verbreitung, sondern die Machart von «Tschutter». Die Gagdichte war aussergewöhnlich hoch. Der auffällig unverkrampfte Humor entsprang jungen Köpfen, die mit «South Park» und ähnlichen Respektlosigkeiten aufgewachsen sein mussten.
Sie sind wieder da
Nun sind die damaligen Hauptdarsteller Bax, Pirmin und (beratend hinter den Kulissen) lic.mag.oec. Georges Schaller zurück. Der allzeit gebeutelte Sidekick Smetterling stösst als reinkarniertes Grüezi dazu. Neu mit an Bord ist die Basler Musikerin Anna Rossinelli. Sie beweist in «Tschugger» ein ungeahntes komödiantisches Talent.
Was man von der Handlung verraten kann? Besser nicht zu viel. Bax und Pirmin sind zu hartgesottenen Dorfbullen herangewachsen, immer noch unweit des Pfynwalds an der Grenze zwischen Unter- und Oberwallis.
Übereifriger Superbulle
Wie es der Titel nahelegt, werden reichlich Klischees aus US-Cop-Movies wie «Lethal Weapon» und «Bad Boys» verbraten, und das Verbrechen schläft nicht: Gleich in der ersten Folge kollidiert ein laienhafter Drogentransport per Drohne mit einer Schmuggelaktion von weit grösserer Tragweite.
Die «Tschugger» stecken von Anfang mit drin, erzielen aber mit ihrer Präsenz vorwiegend das Gegenteil von Schadensbegrenzung. Ein Wunder, dass der übereifrige Superbulle Bax den Badge und die Dienstwaffe nicht schon in der ersten Folge abgeben muss.
Trashiger Buben-Humor
Und was hat sich an der Machart geändert? Durch die neuen Produktionsverhältnisse wurden das Budget, die Action und die Visuals aufgepeppt. Ab und zu darf vor der Kamera Material zu Bruch gehen; da und dort hat es für einen Stunt gereicht. Viel bräunliche Farbtöne sorgen für einen gediegenen Western-Look.
Gegen den trashigen Buben-Humor von David Constantin und seiner Truppe hat allerdings nach wie vor kein Läusekamm eine Chance. Da wurde nichts poliert oder glattgebügelt. Eine Anbiederung an den Mainstream sind allenfalls die deutschen Untertitel.
Fazit: Wer sich schwertut mit politisch halbkorrekten Walliser Wildwest-Kapriolen in Slapstick-Manier, der zappt lieber weiter. Alle anderen zappeln vor Freude und schenken sich am besten schon einmal ein Glas Cornalin oder Humagne Rouge ein.