Ein schlagendes Herz hat die Anwältin Corinne Perrault (Sabine Timoteo) anscheinend nicht: Ohne Feingefühl redet sie am Verhandlungstisch einem Kind ins Gewissen, das durch die Probeeinnahme eines noch nicht zugelassenen Medikaments gesundheitliche Rückschläge erlitten hat.
Mit zusammengekniffenen Augen und drohendem Unterton fordert Perrault das Mädchen zum Schweigen auf: «Du weisst, dass du anderen Kindern schadest, wenn dieses Medikament nicht auf den Markt kommt?»
Die Spur führt in die Teppichetage
Kurz darauf ist Corinne Perrault tot. Jemand hat der Diabetikerin eine Überdosis Insulin gespritzt. Da liegt sie nun als Leiche, vor einer Yacht am Ufer des Zürichsees.
Die beiden Zürcher Kapo-Ermittlerinnen Tessa Ott und Isabelle Grandjean haben einen neuen Fall, der sie in die Teppichetage eines mächtigen Pharmakonzerns führt. Dort – wer hätte das gedacht – geben Machthunger und Geldgier den Ton an.
Neue Folge, alte Schwächen
«Risiken mit Nebenwirkungen» ist der vierte Zürcher Tatort. Nachdem die ersten drei Folgen keinen leichten Stand hatten bei der Kritik, sind die Hoffnungen auf einen Spitzenkrimi mittlerweile gedämpft.
Tatsächlich schwächelt auch der neue «Tatort» an den gleichen Stellen wie seine Vorgänger: Unnatürlich klingende Dialoge, Figuren in der Grenznähe zur Karikatur und ein reisserischer Plot, der weitgehend unberührt von Logik durch eine Anhäufung von Kapitalismus-Klischees mäandert.
Nur: Wer hat gesagt, das sei so nicht in Ordnung? Begreift man den Zürcher Tatort als ein Unterhaltungsformat ohne Anspruch auf psychologische Tiefe oder emotionale Verbindlichkeit, dann erweisen sich die 90 Minuten als äusserst kurzweilig.
Ein Tatort zum Mitlachen
«Sie war sicher keine Juristin mit Samthandschuhen», schickt etwa die Doyenne der Anwaltskanzlei ihrer ermordeten Kollegin als aufrichtig gemeintes Kompliment hinterher. Und das an der öffentlichen Trauerfeier. Da macht es keinen Unterschied, ob das jetzt ungelenk getextet ist, oder als Pointe gedacht: Es sorgt für ein Schmunzeln.
Auch das Drehbuch selbst legt an diversen Stellen nahe, dass man es mit einer Prise Humor nehmen sollte: «Folge dem Geld oder dem Sperma – eines von beiden führt zum Täter», sagt Tessa Ott einmal. An einer anderen Stelle rappt Isabelle Grandjean einen Text von Sens Unik. Zum Schluss bezeichnen sich die beiden Ermittlerinnen als Bluthunde.
Ist das alles nicht doch ein bisschen zum Fremdschämen? Nein, eher zum Mitlachen.