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Trailer zu «The Girl from Plainville»
Aus Kultur Extras vom 11.07.2022.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten.

Neue «True Crime»-Serie Suizid-Ansporn per SMS: Eine US-Serie über toxische Liebe

Für «The Girl from Plainville» schlüpft Elle Fanning in die Haut einer jungen Frau, die ihren Freund mit Textnachrichten in den Tod treibt. Die Serie dreht sich um die fatale Beziehung und rekonstruiert die wahre Geschichte eines Selbstmords.

«Get back in»: Drei Wörter, übermittelt per Handy im Jahr 2014, brachten Michelle Carter ein Jahr Haft ein. Ihr Freund, 18 Jahre alt, wollte sich in einem Truck mit Abgas vergiften. Er brach den Selbstmordversuch ab. Carter jedoch, eingeweiht in die Depressionen ihres Partners, riet ihm per Telefon, die Sache durchzuziehen. Mit Erfolg.

Bis heute ist unklar, wie sich das genau abgespielt hat. Der Gerichtsfall erregte weltweites Aufsehen, weil er eine juristische Grundfrage betraf: Ab wann ist Beihilfe zum Suizid fahrlässige Tötung? Zudem ging es im Fall um junge Liebe und Tod – eine medienwirksame Story.

True Crime mit Hürden

Die US-Serie «The Girl from Plainville» (Hulu) erzählt den Fall Michelle Carter detailgetreu nach, mit Elle Fanning in der Hauptrolle. Warum das Projekt angegangen wurde, versteht sich leicht: True-Crime-Fiktionalisierungen sind im Trend, für Elle Fanning ist die Rolle eine willkommene Herausforderung. Inhaltlich bietet der Stoff alles, was man sich an Drama wünschen kann.

Gleichzeitig darf man aufgrund der Prämisse aber Bedenken anmelden: Die Verfilmung schlachtet Schlagzeilenfutter aus und läuft Gefahr, dass sie eine tragische Geschichte trivialisiert. Zudem drohen dramaturgische Hürden, weil der Kern des Plots auf unzähligen SMS und Prozessakten beruht.

Gelungene Umsetzung

Beim Schauen der ersten Folge merkt man aber: Der Stoff ist in guten Händen. Der Erzählton ist unaufgeregt, die Einführung ins Geschehen erfolgt sorgsam. Der Fokus liegt vorerst bei der Mutter des verstorbenen Jungen (Chloë Sevigny): Sie wusste um die Todessehnsucht ihres Sohnes, aber nur wenig über die junge Frau, die diese Sehnsucht taktangebend bediente.

Chloë Sevigny
Legende: Chloë Sevigny spielt die Mutter des verstorbenen Jungen. IMAGO / Picturelux

«The Girl from Plainville» wagt Zeitsprünge. Die Handlung verlegt sich an den Anfang der Beziehung der beiden jungen Leute, und baut von dort auf. Das ist die Stärke der Serie: Die Interaktion zwischen zwei jungen Menschen, deren Verhältnis auf eine gegenseitige Toxizität herausläuft. Er lässt sie schonungslos an seinen morbiden Gedanken teilhaben. Und sie entwickelt eine krankhafte Faszination dafür.

Die Serie lässt nach

Von den insgesamt acht Folgen überzeugen die ersten fünf: Die Durchmischung der Zeitebenen dient dem Spannungsbogen, die Perspektiven wechseln oft. Sukzessive kommen neue Handlungselemente dazu. Die Drehbücher vermeiden es gekonnt, in allzu rührseliges Fahrwasser abzudriften.

junges Paar auf Fahrrädern
Legende: Düstere Gedanken unter den Hasenohren: Elle Fanning und Colton Ryan spielen das junge Paar. IMAGO / Picturelux

In den letzten Folgen beginnt «The Girl from Plainville» aber zu schwächeln: Die Beziehung der beiden Teenager ist abgehakt, es geht jetzt mehr und mehr um das Gerichtsverfahren, welches sich in die Länge zieht und dem Geschehen auf emotionaler Ebene nur noch wenig hinzufügt.

Störende Augenbrauen

Zudem trägt Elle Fanning in den Gerichtszenen markant nachgezeichnete Augenbrauen, um der echten Michelle Carter zu gleichen – ein unnötiger Griff in den Schminkkoffer. In dieser Phase steigt der Reiz, die Serie abzubrechen.

Aber es lohnt sich, dranzubleiben. Denn in der letzten Folge ist zwar schon alles gesagt und getan, aber durch eine weitere, clevere Montage von Schlüsselmomenten des Geschehens überzeugt der Abschluss mit stiller, aufwühlender Kraft.

Hilfsangebote

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    Es gibt verschiedene Stellen, an die sich Menschen in suizidalen Krisensituationen wenden können. Rund um die Uhr, vertraulich und kostenlos.

  • Die Dargebotene Hand: Telefon: 143 oder www.143.ch
  • Für Kinder und Jugendliche: «Beratung + Hilfe 147»: Telefon: 147 oder www.147.ch
  • Reden kann retten: www.reden-kann-retten.ch
  • Für Hinterbliebene: trauernetz.ch
  • Plattform für psychische Gesundheit: dureschnufe.ch

    SRF 3, 13.07.2022, 18:10 Uhr

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