Vordergründig ist «Blue Beetle» ein typischer Superhelden-Film. Schnell und actionreich. Doch dahinter verbirgt sich weit mehr.
Hinter dem konventionellen Plot versteckt sich eine Story über Ausgrenzung, Einwanderung und die Einflussnahme der USA auf die Staaten Mittelamerikas. So entpuppt sich das Superhelden-Spektakel als sehr politisch.
Latino-Community im Fokus
Im Zentrum stehen der junge Mexikaner Jaime Reyes und seine Familie, die in einem Einwandererviertel leben. Wegen Geldmangel droht den Reyes der Verlust ihres Hauses. Denn gutbezahlte Jobs gibt es für sie nicht.
Jaimes Vater lebt zwar seit Jahrzehnten in den USA, hat aber keine Aufenthaltserlaubnis. Deshalb ist er ständig in Gefahr, abgeschoben zu werden.
Als Jaime durch Alien-Technologie zum Superhelden wird, bekommt er es mit der US-amerikanischen Konzernchefin Victoria Kord zu tun. Sie hat früher für die USA dreckige Jobs in Mittelamerika erledigt. Begleitet wird sie von einem lateinamerikanischen Schläger, der sich nicht daran erinnern kann, dass seine Mutter bei einem US-Militäreinsatz ums Leben gekommen ist.
Weiss ist nur die Schurkin
Auch der Cast von «Blue Beetle» hat eine politische Aussage: Er besteht aus Latinos, die in Hollywood unterrepräsentiert sind. Es gibt nur eine weisse Person im Film, nämlich die Schurkin. Das hat in den USA natürlich Rechtskonservative im Internet aufgeregt, die von Rassismus gegenüber Weissen sprechen und finden, dass Superhelden nur der Unterhaltung dienen sollten.
Dabei waren Superhelden schon immer politisch, egal ob als Comic oder Film.
Das zeigt etwa Superman, einer der ersten Superhelden: In den frühen Comics waren seine Gegner Banker und fiese Firmenbosse, die in den 1930ern viele Menschen für die damals herrschende Wirtschaftskrise verantwortlich machten.
Superhelden gegen Nazis
Gegen Nazis und Japaner kämpften Superman und Batman bei ihren ersten Kino-Auftritten während des Zweiten Weltkrieges. Die beiden gehören, wie auch Blue Beetle, zum DC Verlag. Dieser ist – anders als die Konkurrenz von Marvel (u. a. Black Panther, Captain America) – zurückhaltender, was Kommentare zum Zeitgeschehen angeht. Aber gerade in letzter Zeit hat sich das verändert.
In der vierten Staffel (2018) der Serie «Supergirl» geht’s beispielsweise um Fremdenfeindlichkeit. Hassverbrechen gegen eingewanderte Ausserirdische wie die Titelheldin stehen im Zentrum der Handlung.
In der Serie «Peacemaker» (2022) verkörpert der Held die Donald-Trump-USA. Er ist ein Chauvinist und rechter Verschwörungstheoretiker, der auf einmal mit People of Colour und homo- und heterosexuellen Frauen zusammenarbeiten muss.
Schlagwort für Eingeweihte
In den wenigsten Fällen steht das politische Thema dabei im Vordergrund. Superheldengeschichten sind kommerzielle Produkte, die das grösstmögliche Publikum erreichen und unterhalten sollen. Deshalb werden politische Aspekte nur kurz angerissen.
Im «Blue Beetle» gibt es beispielsweise eine Szene, in der Jaimes Grossmutter mit einem Maschinengewehr auf uniformierte Schurken schiesst. Dabei beschimpft sie diese als «Imperialisten».
Dieses Wort macht deutlich, dass sie in ihrer Vergangenheit gegen ein US-unterstütztes Regime gekämpft haben dürfte. Viele werden es überhören. Wer sich jedoch mit der US-Geschichte in Mittelamerika auskennt, kann sich über das Thema Gedanken machen. Nachdem der Blue Beetle seine Aufgabe erfüllt hat.