Es läuft gerade nicht so gut bei Familie Wegmeister-Gloor in der Villa am See. Patriarch Josef (André Jung) liegt nach einem Schlaganfall gelähmt im Bett und regt sich über den Hund seiner Frau (Marthe Keller) auf. Dieser hat wieder mal auf den Teppich gepinkelt.
Seine Frau solle den inkontinenten Teufel doch endlich einschläfern lassen, mault er. «Wir lassen Dich ja auch nicht einschläfern», entgegnet sie.
Eingeschläfert wird Josef nicht. Er wird rund um die Uhr von der jungen Polin Wanda umsorgt – ein Engel, zumindest in den Augen des Alten im Bett. Als dann Madame Wegmeister-Gloor die Putzfrau davonläuft, versucht sie, auch noch den Putzjob der polnischen Pflegerin anzuhängen.
Ein Feilschen um Kräfteverhältnisse
Die Szene, in der die Villenbesitzerin mit der polnischen Pflegerin ausgesprochen knickerig um ein paar hundert Franken mehr oder weniger feilscht, etabliert die Kräfteverhältnisse im Haus nur bedingt. Für den Film aber ist diese Szene mit Marthe Keller und Agnieszka Grochowska eine Schlüsselszene: Die Sympathie der Zuschauenden gehört der Polin.
Dass diese dem bettlägerigen Monsieur nicht nur als Krankenpflegerin entgegenkommt, weiss Frau Wegmeister-Gloor nicht. Denn für diese Dienste entschädigt ihr Gatte Wanda mit Bargeld, direkt aus seiner Schatulle auf dem Nachttisch.
Der unerwartete Nachwuchs bringt Empörung
Am Tag, an dem Wanda unerwarteten Nachwuchs ankündigt und der alte Wegmeister-Gloor vor lauter Begeisterung wieder gehen kann, hat das Wunder des Filmtitels eingeschlagen.
Die Familie ist entsetzt. Tochter, Schwiegersohn und Sohn halten Kriegsrat mit ihrer Mutter, diskutieren über Abtreibung, Entschädigung oder weitere zu erwartende polnische Erpressungen.
Die Männerfiguren bleiben blass
Bettina Oberlis Tragikomödie startet fulminant und steuert immer wieder ganz schön giftige Höhepunkte an. Die Männerfiguren bleiben eher blass, mit Ausnahme vom Patron.
Die Darstellerinnen hingegen jagen sich mit schneidender Präsenz durch das Drehbuch. Vor allem Marthe Keller als Patriarchin und Birgit Minichmayr in der Rolle ihrer Tochter laufen zu Höchstform auf.
Dagegen kommt Wanda-Darstellerin Agnieszka Grochowska nur mit Mühe an. Unter anderem, weil das Drehbuch ihrer Rolle viel aufbürdet. So ist Wanda einerseits die menschlichste Figur im Spiel: freundlich, bestimmt und intelligent. Wanda ist aber auch moralisch ambivalenter, als es die Inszenierung zu tragen vermag.
Der Film hätte mehr Zeit gebraucht
Sie hält sich finanziell schadlos an der korrupten Familie. Aber nur ein bisschen und dann schliesslich auch wieder nicht, weil ihr die Geschichte die moralische Oberhand zuweisen möchte.
Genau da liegt die Schwäche dieser ansonsten ganz schön scharfen Tragikomödie: Der Übergang von der Satire zur Tragödie gelingt nicht so fliessend, wie er müsste. Die zunächst klar verordneten Figuren werden mehrdimensional, bekommen tragische Züge, und werden zum Filmende hin doch in eine gehemmte Versöhnlichkeit gepresst, die mehr Zeit gebraucht hätte.