Zum ersten Mal in der 91-jährigen Oscar-Geschichte wird ein Superhelden-Abenteuer als bester Spielfilm nominiert. «Black Panther» wurde bereits im Vorfeld von den Oscar-Orakeln als Kandidat für eine Nominierung in der Kategorie bester Spielfilm gehandelt.
Das ist bemerkenswert. Normalerweise werden Blockbuster nicht für die wichtigste Oscar-Kategorie nominiert. Es gab vorab sogar Gerüchte, dass es eine eigene Rubrik für Special-Effects-Orgien geben sollte: «Bester Blockbuster-Film».
Die Idee der US-Filmakademie stiess in Hollywood und bei Branchenkenner allerdings auf harsche Kritik.
Dass gerade «Black Panther» unter den besten Filmen gelandet ist, ist keine Zufall. Es ist ein hochpolitisches Spektakel, ganz im Zeichen der Rassismus-Diskussionen in den USA.
Erstmals kämpft ein schwarzer Superheld auf der Leinwand. Der Film spielt in einem fiktiven afrikanischen Staat, der vom Kolonialismus unberührt geblieben ist und der restlichen Welt technologisch überlegen ist.
Fast der ganze Cast besteht aus Afro-Amerikanern. Filmen mit solcher Besetzung traute man in Hollywood bisher nicht viel Erfolg an den Kinokassen zu.
«Black Panther» aber wurde zum Kassenschlager. Er spielte über 700 Millionen Dollar ein und befindet sich in den USA auf Platz 3 der umsatzstärksten Filme aller Zeiten.
Grosser Gewinner: Netflix
Eine weitere Premiere der diesjährigen Oscar-Nominierungen: Dem Streamingdienst Netflix, immer wieder angefeindet als Gegner des Kinos, gelang es erstmals eine seiner Produktionen bei den besten Filmen unterzubringen. Das Drama «Roma», ein Meisterwerk des mexikanischen Regisseurs Alfonso Cuarón.
Laut und heftig waren die Diskussionen, als der Streaming-Gigant ankündigte «Roma», entgegen der üblichen Firmenpolitik, im Kino zu zeigen, bevor ihn Netflix-Abonnenten online sehen konnten.
Kinobetreiber gingen auf die Barrikaden und weigerten sich die Netflix-Produktion auf der grossen Leinwand zu zeigen. Sie ahnten was der Konzern plante: Nur mit einem Kinostart konnte der Film überhaupt für die Oscars nominiert werden.
Die Strategie von Netflix ging auf. «Roma» führt mit 10 Nominierungen die Liste der meisten Nominierungen an – zusammen mit «The Favourite».
«Black Panther» und «Roma» sind Filme wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Ob einer der beiden das goldene Männchen nach Hause nehmen kann, erfahren wir an der 91. Oscar-Verleihung am 24. Februar 2019.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kulturnachrichten, 22.01.2019, 16:30 Uhr