Das Wichtigste in Kürze:
- Die französische Serie «Baron Noir» wirft einen fiktiven Blick hinter die Kulisse der sozialistischen Partei .
- «Baron Noir» ist realitätsnah und packend erzählt. In Frankreich ist sie sehr erfolgreich.
- Die Serie erinnert an «House of Cards», aber sie ist subtiler.
Die Sozialisten in Frankreich haben eine monatelange Zerreisprobe hinter sich. Nachdem der amtierende Staatspräsident Francois Hollande auf eine zweite Amtsperiode verzichtete, wählen die Sozialisten am Wochenende nun ihren Präsidentschaftskandidaten.
Was genau hinter den Kulissen der Partei geschah, das wissen die wenigsten. Die Fernsehserie «Baron Noir» lässt es zumindest erahnen.
Link zur Serie
Besser als «House of Cards»
«Baron Noir» ist eine packende Serie des französischen PayTV-Senders Canal plus. Sie wirft einen Blick auf die Machtstrukturen der Sozialistischen Partei Frankreichs. Viele vergleichen sie mit der Erfolgsserie «House of Cards» von Netflix – doch «Baron Noir» ist noch besser.
Kurz vor dem Urnengang
Francis Laugier ist ein Politiker alter Schule. Er steht kurz vor dem grössten Triumph seiner Politkarriere: der Wahl zum nächsten französischen Staatspräsidenten. Doch wenige Tage vor dem Urnengang erfährt der Sozialist von einem Finanzloch in der Parteikasse.
Überbringer der schlechten Nachricht ist Philippe Rickwaert. Er ist sozialistischer Abgeordneter aus dem Norden, und vor allem: ein treuer Helfer des Präsidentschaftskandidaten. Francis Laugier erfährt von diesem Skandal und macht seinen Freund Philippe dafür verantwortlich.
Angetrieben von Hass
Obwohl Philippe Rickwaert den grossen Knall gerade noch abwenden kann und Francis Laugier die Wahl gewinnt, ist ihre Freundschaft am Ende.
Rickwaert wird vom neuen Präsidenten politisch kaltgestellt. Denn, so erklärt er am Fernsehen, in der Politik gibt es keine Freundschaften – nur Interessen.
Von nun an ist Philippe Rickwaert nicht mehr zu halten. Er will sich am Präsidenten rächen, seine Karriere wiederherstellen und seinen politischen Ziehvater vernichten. Um sein Ziel zu erreichen, kennt er keine Grenzen: Philippe Rickwaert manipuliert, greift an, wird gejagt, ist geschwächt und rappelt sich immer wieder auf.
Angetrieben wird er von seinem Hass. Denn Hass, so Philippe Rickwaert, «Hass ist in der Politik besser als irgendein Diplom».
Weniger spektakulär
Mit «Baron Noir» hat Canal plus einen Nerv getroffen. Bei jeder Folge der ersten Staffel schauten eine Million Zuschauer zu, die zweite Staffel wird in diesen Tagen gedreht.
«Baron Noir» erinnert in ihrer Konstellation an «House of Cards» – auch dort sinnt ein hoher Politiker auf Rache. Das französische Pendant ist aus Budgetgründen zwar weniger spektakulär erzählt, doch kann die Serie anders überzeugen. Die politischen Handlungen der Figuren werden subtiler als in «House of Cards» erzählt. Die Figuren sind weniger abgehoben, verletzlicher, menschlicher.
Dunkle Tiefgaragen, einsame Raststätten
Dass «Baron Noir» bei der Sozialistischen Partei angesiedelt ist, ist kein Zufall. Kreiert wurde die Serie von Eric Benzekri. Er ist kein Unbekannter in Frankreich. Vor seiner Karriere als Drehbuchautor, engagierte er sich in den 1990er-Jahren prominent in der sozialistischen Studentenbewegung.
In den acht Episoden seiner Serie erzählt er von einem harten, atemlosen französischen Polit-Alltag, in dem linke Werte auf die harte Realität prallen und in dem es letztlich nur um den Machterhalt geht, koste es, was es wolle. Das kann nicht gut gehen: Die politischen Entscheidungen werden entsprechend gehetzt gefällt, in dunklen Tiefgaragen oder auf einsamen Raststätten.
Hollande hat keine Freude
Laut Medienberichten soll der noch amtierende sozialistische Staatspräsident Francois Hollande an den intimen Beschreibungen seiner Partei keine Freude gehabt haben: «Baron Noir» mache die Politik gezielt lächerlich.
Eine Politredaktorin des rechts-konservativen «Le Figaro» bezeichnete die frappierenden Parallelen zum politischen Leben Frankreichs hingegen als «wahrer als wahr».
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 27.1.2017, 17:06 Uhr.