Winter ist da! Und mit ihm ein neuer Vorspann! Allein dafür könnte (müsste?) man ein eigenes Recap schreiben.
Hier nur das Wichtigste: Statt wie bisher von Süden machen wir eine Kamerafahrt von Norden her über Westeros. Das Erste, was wir sehen, ist die «Wall» mit einem riesigen Loch. Viserion lässt grüssen. Die «Army of the Dead» auch.
Doch bis wir soweit sind, gibt es viele Wiedervereinigungen zu feiern. Wiedervereinigungen, auf die wir teilweise seit acht (!) Jahren warten – und die Drehbuchschreiber enttäuschen uns nicht.
Gleich zu Beginn ziehen Jon und Daenerys mit ihrer Armee in Winterfell ein. Die Stark-Geschwister sind damit endlich wieder vereint. (Minus Robb und Rickon, versteht sich.)
Zuhause in Winterfell
Jon ist sichtlich gerührt, seinen kleinen Bruder Bran wiederzusehen. Bran hat als Three Eyed Raven leider die emotionale Intelligenz einer Kartoffel. Auch sein Humor bleibt fragwürdig («Guck dich an, du bist ein Mann», sagt Jon. «Fast», sagt Bran. Halb Mann, halb Rabe? Ein Eunuchen-Witz?)
Wesentlich ergreifender ist das Treffen zwischen Sansa und Jon, was allerdings durch Bran unterbrochen wird, der wegen ein paar Toten mit einem Zombie-Drachen zur Eile drängt.
Auch Arya – mittlerweile tödlicher Ninja-Killer – freut sich sichtlich, Jon zu sehen. Zwischen den neuen Schwägerinnen Daenerys und Sansa sind Spannungen zu spüren. Kommt in den besten Familien vor.
Alte Bekannte
In Daenerys Zug treffen wir auf alte Bekannte: «The Hound», Gendry (seines Zeichens Schmied und Baratheon-Bastard), Ser Jorah (geheilt und wahrscheinlich immer noch verliebt in Daenerys), Grey Worm, Missandei. Und dann sind da auch noch Ser Davos, Tyrion Lannister und Varys. Drei «alte, einsame Männer», wie es Varys in seiner treffender Art ausdrückt.
Tyrion gebührt übrigens der erste Satz der letzten Staffel: Er macht einen Eunuchen-Witz. Varys kann darüber nicht lachen. Vielleicht hätte Bran gelacht.
Übrigens: Das letzte Mal, als sich Sansa und Tyrion gesehen hatten, waren sie noch verheiratet bzw. sind es immer noch – es gab nie eine Scheidung! Doch das Treffen der Eheleute war eher kühl. Eine Ehe-Happy-End wird es wohl nicht geben.
Drachen über Winterfell
Auftritt Drachen über Winterfell. Läuft bei ihnen. Daenerys lädt Jon zu einem Ritt ein. Eigentlich hochriskant für Jon Snow. Denn die Legende sagt, dass die Drachen nur Targaryens reiten lassen.
Spoiler: Der Drache lässt Jon ohne Probleme aufsteigen. Spätestens jetzt müsste Daenerys misstrauisch werden. Ach ja, super Drachenflug über den verschneiten Norden. Danke CGI.
Bevor wir zu Schlüsselszene der Episode kommen, müssen die restlichen Erzählstränge schnell aufgegriffen werden. Cersei sitzt in Kingslanding und hat nicht vor, irgendwem zu helfen. Euron Greyjoy hat in ihrem Auftrag mit seiner Flotte 20’000 Männer der «Golden Company» nach Westeros gebracht, allerdings keine Elefanten.
Seine Nichte Yara Greyjoy, die Euron gefangen hält, wird in einer unglaubwürdigen Befreiungsaktion (viel zu einfach!) von ihrem Bruder Theon gerettet. Theon hat viel durchmachen müssen und will vieles wieder gutmachen. Bleibt abzuwarten, ob er die Genugtuung bekommt, die er braucht.
Unser Lieblingssöldner Bronn ist im Puff (schon glaubwürdiger), als Quyburn – seines Zeichen «Hand of the Queen» – kommt, und ihm den Auftrag von Cersei übermittelt, ihre beiden Brüder – Jamie und Tyrion – zu töten. Ausgerechnet die beiden Männer, mit denen Bronn so etwas wie eine Freundschaft verbindet. Deutet auf ein zwiespältiges Ende hin.
Cersei schläft derweil mit Euron, um ihn ruhig zu stellen, und sollte weniger Wein trinken, falls sie wirklich schwanger sein sollte. Ausserdem haben Lord Beric, Dolorous Edd und Tormund die zusammenbrechenden Eismassen überlebt.
Wer ist Jon Snow?
Schnitt nach Winterfell. Schüsselszene, natürlich in einem vielsagenden Setting, in der Krypta der Starks. Die Zuschauer wissen seit einem Jahr, wer Jon wirklich ist – und endlich erfährt Jon persönlich, dass er die ganze Zeit über mit seiner Tante geschlafen hat. Das will niemand verpassen.
Sam fällt erst noch die Treppe der Krypta runter und dann in Jons Arme. Rührend! Die nächste Wiedervereinigung zwischen guten Freunden! Sam beschwert sich zunächst bei Jon, dass Daeny seine Familie getötet hat.
Die «Ride or Die»-Strategie, die Daenerys fährt, mag nicht allen behagen – aber so sind nun mal die Regeln: Bei «Game of Thrones» macht man keine Gefangenen. Cersei weiss das übrigens auch.
Doch Sam weiss noch etwas: Nämlich wer Jon wirklich ist! Jon ist der legitimierte Sohn von Lyanna Stark und Rhaegar Targaryen, damit kein Bastard, sondern Aegon Targaryen, der wahre König der «Seven Kingdoms», Erbe des «Iron Thrones», «Protector of the Realm» etc. – und der Neffe von Daenerys, mit der er gerade sein Bett teilt. Wobei Inzest hier das kleinste Problem ist.
Hochverrat oder was nun?
Jon ist ob der Enthüllung etwas konsterniert. Er hat Daeny als Königin (und Geliebte) anerkannt. Der kleine, aber nicht unwichtige Hinweis, er sei der eigentliche König – ohne Drachen zwar, aber immerhin mit korrekter Erbfolge –, ist für ihn Hochverrat.
«Nein», erwidert Sam dramatisch, «es ist die Wahrheit». Und dann macht er Jon auf etwas aufmerksam, was wir als Zuschauer längst ahnen, aber nicht so richtig wahrhaben wollen: Daeny ist nicht wirklich die weise und gütige Königin, die wir uns alle für Westeros wünschen.
«Du hast deine Krone aufgegeben, um dein Volk zu beschützen. Würde sie dasselbe tun?», fragt Sam rhetorisch. Wir kennen die Antwort. Jon hat noch fünf Folgen Zeit, diese Frage für sich zu beantworten.
Jamie in Winterfell
Gerade als man denkt, jetzt haben sich doch alle wiedergesehen, kommt es noch zu einem weiteren dramatischen Aufeinandertreffen: Jamie Lannister, Kingslayer, der seine Schwester (und Königin und Geliebte) Cersei verlassen hat, um das Richtige zu tun, reitet in Winterfell ein. Unerkannt, denn (Achtung Spoiler) er hat sich die Haare gefärbt. In Westeros das Mittel der Wahl, um unterzutauchen.
Doch wer sitzt im Hof, um Jamie im passenden Moment bedeutungsschwanger anzustarren? Richtig, Bran. Ist offenbar ein Hobby von ihm. Jamie ist gleichermassen irritiert und ertappt. Zu Recht. Schliesslich hatte er Bran bei ihrem letzten Treffen in Staffel 1 aus dem Fenster gestossen.
Bran hatte damals etwas gesehen, was er nicht sehen sollte. Irgendwie ironisch, dass er jetzt alles sieht, als Three Eyed Raven. Doch bevor irgendwer sich entschuldigen kann, kommt der Abspann.
Wer fehlte:
Wo ist Brienne? Wen darf sie wiedertreffen? Arya oder «The Hound»? Hoffentlich Tormund! (Anmerkung d.A.: Brienne stand die ganze Zeit hinter Sansa. Ihr grosser Wiedersehensmoment kommt hoffentlich noch.)
Was freute:
Lyanna Mormont hält eine kritische, aber gerechtfertigte Rede. You go girl!
Was ärgerte:
Das Zusammentreffen von Arya und «The Hound» war enttäuschend. Unser Lieblings-unfreiwilliger-Roadtrip-Paar hätte mehr verdient.