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Schweizer Filmförderung Das Filmgesetz kommt: Eine gute Nachricht für den Schweizer Film

Streaminganbieter wie Netflix oder Disney Plus werden künftig vier Prozent ihres Umsatzes in Schweizer Produktionen einbringen. Das ist nach dem heutigen Entscheid im Nationalrat klar. Dieser Entscheid ist nicht nur für die Filmbranche erfreulich, sondern auch für die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz.

Das Hauptanliegen der Schweizer Filmbranche war bei der ganzen Debatte um diese Abgaben nie, dass einfach mehr Geld in Fördertöpfe fliessen soll. Entscheidend war für sie, dass sie Zugang zu den Streaming-Plattformen bekommt. Denn Netflix und Co. sind mittlerweile die grössten Produzenten von Film und Serien weltweit.

Mehr Schweizer Angebote

Filmemacherinnen und Filmemacher hatten bisher nur schwer Zugang zu Streaming-Produktionen, weil die sich schlicht nicht für das Schweizer Angebot interessierten. Das ändert sich jetzt.

Theoretisch könnten die Streamingdienste zwar ihre Abgaben in die Schweizer Fördertöpfe einzahlen. Dann hätten sie aber nichts davon. Wahrscheinlicher ist, dass sie Schweizer Produktionen einkaufen oder mittragen oder die Schweizer Filmschaffenden in deutsche, französische oder italienische Grossproduktionen miteinbeziehen, die sie dann auch auf ihren eigenen Plattformen zeigen können.

Der heutige Entscheid ist aber auch für die Konsumentinnen und Konsumenten eine gute Nachricht. Sie werden auf Netflix oder Disney plus mehr Produktionen zu sehen bekommen, die einen regionalen Bezug haben.

Teurer? Eher günstiger

Die Befürchtungen und Argumente der Gegner des Filmgesetzes, dass die Plattformen nun die Preise erhöhen, werden sich kaum bewahrheiten. Netflix zum Beispiel hat schon heute die teuersten Abonnemente weltweit im Schweizer Markt. Da wird einfach die Kaufkraft der Schweizerinnen und Schweizer abgeschöpft.

Gleichzeitig wächst die Konkurrenz der Plattformen im Moment enorm schnell. Tendenziell ist deshalb zu erwarten, dass die Abonnemente eher günstiger werden.

Sehr unwahrscheinlich ist auch, dass sich Streaminganbieter aus dem Schweizer Markt zurückziehen werden. Der Markt war bisher extrem lukrativ, denn anders als in vielen anderen europäischen Ländern mussten die Anbieter kaum in der Schweiz investieren. Das ändert sich jetzt, wird ihren Gewinn aber nicht massiv schmälern.

Keine Verlierer

Und selbst für private Schweizer Anbieter wie 3+ ändert sich im Prinzip nichts. Für sie bleibt es bei den vier Prozent, die sie schon bisher reinvestieren mussten. Auch für die SRG ist der heutige Entscheid ohne Folgen, weil sie als nicht-kommerzielle Sender einerseits vom Filmgesetz ausgenommen, aber anderweitig zu Investition in den Schweizer Film verpflichtet ist. Über den sogenannten «Pacte de l’audiovisuel» leistet die SRG heute jährlich über 30 Millionen Franken Beiträge an den Schweizer Produktionen.

Das Filmgesetz wird also aller Voraussicht nach zur Folge haben, dass das Angebot auf Streaming-Plattformen breiter wird und regional besser verankert ist bei gleichbleibenden Preisen für die Konsumentinnen und Konsumenten. Es sei denn, das angekündigte Referendum der Jungliberalen Parteien ist erfolgreich.

Michael Sennhauser

Filmredaktor SRF Kultur

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Michael Sennhauser ist seit über 20 Jahren Fachredaktor für Film bei SRF. Er ist ein versierter Filmkenner von Arthouse bis Blockbuster und besonders vertraut mit der Schweizer Filmszene.

SRF 4 News, Nachrichten, 16.09.2021, 13.00 Uhr

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