Ihr Film «Amateur Teens» handelt von den Schwierigkeiten der Pubertät, von Social Media, Freundschaften und Sex. Was fasziniert Sie an diesem Thema?
Soziale Medien erzeugen heute ein Klima von Schein und Sein. Das kann unter Jugendlichen leicht zu Wahrnehmungsverzerrungen führen, beispielsweise zwischen Sex und Liebe. Viele Jugendliche werden mit eigenartigen Rollenbildern aus dem Internet konfrontiert und können diese nicht mit ihren eigenen Erfahrungen in Einklang bringen. Wie es durch diese Verwirrung zur Eskalation kommen kann, wollte ich untersuchen.
Wie sind Sie zu diesem Projekt gekommen?
Als Filmemacher bin ich ein Beobachter der Gesellschaft. Die Themen Jugend, Sex und Medien sind omnipräsent, ich musste nur die Augen öffnen. Das Problem war eher die lange Produktionsphase: Wir wussten während der Planung des Films nicht, ob die Problematik auch dann noch aktuell sein würde, wenn der Film vier Jahre später in die Kinos kommt.
Ist während den Dreharbeiten etwas passiert, mit dem Sie nicht gerechnet hätten?
Ich bin jünger geworden! Die Arbeit mit den jugendlichen Laiendarstellern hat mich in meine eigene Teenie-Zeit zurückversetzt. Das war für mich sehr überraschend. Der Film hat es mir ermöglicht, noch einmal zurückzugehen in meinem eigenen Leben und darüber nachzudenken, wie meine eigene Pubertät war.
Welche Reaktionen haben Sie auf den Film erhalten?
Wir haben hauptsächlich positive Reaktionen erhalten. Das liegt wohl vor allem daran, dass wir jede Figur in ihrer Widersprüchlichkeit dargestellt haben. Es gibt in «Amateur Teens» keine schwarz-weissen Figuren. Alle haben etwas Verletzliches, handeln aus unbewussten Motiven und sind beeinflusst durch das Klima, in dem sie leben. Damit können sich die Zuschauer sehr gut identifizieren.
Was wünschen Sie sich für die Schweizer Filmlandschaft?
Ich wünsche mir, dass es weiterhin möglich ist, kompromisslose Filme zu drehen. Auch wenn sie dadurch nur für ein spezielles Publikum in Frage kommen. «Amateur Teens» ist in seiner Narration ein radikaler Film. Die Weissblenden zwischen den Szenen schaffen eine fragmentarische Erzählweise und alle Einstellungen sind im Close-up gedreht. Die Dramaturgie zwingt den Zuschauer dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und den Film nicht einfach nur zu konsumieren.
Was bedeutet der Schweizer Filmpreis für Sie?
Die Auszeichnung ist sicher ein Beleg dafür, dass man nicht alles falsch gemacht hat! Und man erhält Anerkennung von anderen Filmschaffenden. Jeder in diesem Metier weiss, wie schwierig es ist, überhaupt einen Film zu machen.