Warum thematisieren Sie in «Chrieg» gewalttätige Jugendliche?
Gewalt, Exzess und Ausweglosigkeit sind universelle Themen, die immer aktuell bleiben. Das Interesse an der Aggression, die manche junge Menschen in sich tragen, schleppe ich seit der Teenagerzeit mit mir herum.
Wie sind Sie zu dem Projekt gekommen?
Aus eigenen Erlebnissen. Als Teenager war ich in der Skater- und Hip-Hop-Szene in Basel gut vernetzt. Ich war nicht mittendrin in den Familiendramen, kannte aber Leute, die sehr ähnlich sind wie meine Filmfigur Anton. Der Ausgangspunkt meiner Filmidee war die Vorstellung einer Alp, auf der schwererziehbare Jugendliche ihre Betreuer kontrollieren und die Macht an sich reissen.
Was war das Schwierigste bei der Realisation des Films?
Die Zusammenarbeit mit Laienschauspielern und einem professionellen Filmteam war eine Herausforderung. Auf der einen Seite wollten wir professionell arbeiten, andererseits habe ich bewusst das Chaos gesucht. Manchmal liessen wir die Kamera einfach laufen. Die Szene, wo sich die Jugendlichen betrinken und kiffen, ist beispielsweise komplett improvisiert. Das fanden nicht alle im Team so lustig wie die Darsteller.
Was bedeutet der Schweizer Filmpreis für Sie?
Es ist grossartig, dass ein unbequemer Film wie «Chrieg» überhaupt Beachtung gefunden hat. Das hat für mich bereits alle Hoffnungen übertroffen. Der Film ist junges, wildes und radikales Kino, das aneckt. Wir waren uns dessen bewusst und wollten das Experiment wagen. Dafür von viel älteren und erfahrenen Berufskollegen ausgezeichnet zu werden, wäre toll.
Was machen Sie mit den 12'500 Franken, die Sie für die Nomination bekommen?
Das Geld gibt mir Luft zum Schreiben. Für das letzte Drehbuch brauchte ich ganze zwei Jahre. Meine neue Idee geht vom Gedanken aus, was für Abgründe und Geheimnisse die Erwachsenen, die Eltern der Charaktere aus «Chrieg», haben. Das Extreme interessiert mich nach wie vor.