Zum Inhalt springen

Schweizer Regisseur gestorben Filmregisseur Yves Yersin ist gestorben

Yves Yersin war ein Schweizer Phänomen. Ein rares Filmtalent, das sich rar gemacht hat. Der ausgebildete Fotograf machte sich einen Namen als Dokumentarfilmer, zunächst zusammen mit der Westschweizer Kollegin Jacqueline Veuve.

1974 gelang ihm eine Art «Swiss-Ethno-Hit» mit seinem extrem detaillierten und liebevollen Film über die aussterbenden Seidenbändel-Weber, die vor allem im Baselbiet noch anzutreffen waren und die einst blühende Heimindustrie des Basler Kapitals begründeten. «Die letzten Heimposamenter» war ein Erfolg.

Nähe, die zu Tränen rührt

Fünf Jahre später gelang ihm etwas Vergleichbares mit «Les petites fugues».

Sendehinweis

Box aufklappen Box zuklappen

«Les petites fugues» wird am Samstag, 24. November, um 14:05 Uhr auf SRF 1 gezeigt.

Ein Spielfilm über den Bauernknecht Pipes (Michel Robin), der mit seiner Pensionierung und mit Hilfe eines Mofas zum ersten Mal im Leben eine Art Freiheit erlebt. Der Film rührte Generationen zu Tränen.

Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und ist heute einer der erfolgreichsten Schweizer Filme.

Der Waadtländer Filmregisseur Yves Yersin
Legende: Porträtierte die Menschen in seinen Filmen mit Fingerspitzengefühl: Filmregisseur Yves Yersin. Getty Images / Pier Marco Tacca

Dann kam nichts mehr.

Yersin machte keine Kompromisse, keine Filme mehr. Bis er auf diese kleine Schule im Jura stiess, die geschlossen werden sollte.

«Tableau noir» war ein Langzeitdokumentarfilm für den Yersin alles gab. Er verlor sogar einen Teil seiner Zähne, weil er sein Geld lieber in dieses Projekt steckte, als es für Zahnarztrechnungen auszugeben.

Mit «Tableau noir» schaffte er noch einmal an seine früheren Erfolge anzuknüpfen.

Yves Yersin schärfte den Blick seines Publikums für die Mischung aus Tradition, Arbeit, Verbundenheit – und die Abgeschiedenheit, die kleine Welten in der Grossen so reizvoll machen.

Yves Yersin

Box aufklappen Box zuklappen
Yves Yersin
Legende: Keystone

1942 geboren, studierte Yves Yersin an der Schule für Fotografie in Vevey. Er realisierte Dokumentarfilme zur Technikgeschichte, bevor er 1973 seinen ersten Spielfilm «Les derniers passementiers» drehte. Dabei erwies er sich als Regisseur, der es verstand, mit grosser Einfühlungsgabe Menschen zu porträtieren.

Yersin hatte einen Blick für die Menschen und die Gemeinschaft. Sein Blick schärfte sich an Verlusten und Vergänglichkeit. Der Filmemacher hatte die Fähigkeit, Idyllen aufzuzeigen, die aus Not entstanden waren. Seine ganz eigene Kunst bestand darin, nostalgische Sehnsucht mit Realismus zu kontern und beides zu versöhnen.

Nun ist der Waadtländer Filmregisseur Yves Yersin tot. Er starb am letzten Donnerstag an seinem Wohnort Baulmes VD, wie die Cinémathèque suisse am Montag mitteilte.

Sendung: SRF 4 News, Nachrichten, 19.11.2018, 16 Uhr

Meistgelesene Artikel