Eine Nachtwächterin, eine Sekretärin, ein Chef, ein Reinigungsfachmann, ein Koch: Sie alle wandeln des Nachts durch ein ansonsten verlassenes Bürogebäude. Manche laufen sich ab und zu über den Weg. Andere wissen nichts von der Existenz der anderen.
Sie alle werden dauernd beobachtet. Vom Gebäude selbst.
Das ist das Besondere an diesem Film – das Haus führt ein Eigenleben. Es wird bald abgerissen und hat einen letzten Wunsch: eine Liebesgeschichte mitzuerleben. Um die Menschen zu verkuppeln, löscht es auch mal im richtigen Moment das Licht oder gibt seltsame Geräusche von sich.
Die skurrile Story ist eine Mischung aus Märchen und Alltagsstudie.
Das kurioseste Zitat
«Antwort auf die geheime Frage?», will die Wachfrau von allen wissen, die sie im Bürogebäude antrifft.
Die Antworten reichen von «Robinson Chepallier» bis «Calzone».
Ihre eigene Antwort: «Simurgh», ein Schutzvogel aus der persischen Mythologie. Was genau die geheime Frage ist – das müssen sich die Zuschauenden selbst zusammenreimen.
Der Schauspieler
Duraid Abbas Ghaieb spielt in «Sekuritas» den Putzmann. Ghaieb wurde in Bagdad geboren und begann mit 15 Jahren das Schauspiel-Studium. Später hängte er ein Regie-Studium an. Er gab Waisenkindern Schauspielunterricht, war Mitglied der ersten irakischen Modern Dance Company, spielte in vielen irakischen Kurzfilmen.
Heute lebt und arbeitet Duraid Abbas Ghaieb in den Niederlanden als Schauspieler, Theatermacher, Tänzer und Yoga-Lehrer.
Fakten, die man wissen sollte
Der wichtigste Protagonist des Films ist das Bürogebäude. «Dieses Haus hat mich gefunden, nicht umgekehrt», sagt Regisseurin Carmen Stadler.
2016 habe sie auf einer Bank am Bürkliplatz am Drehbuch geschrieben, als sich ein älterer Mann neben sie setzte. Er fragte, was sie mache. Sie erzählte ihm die Geschichte des Films. Dass er von einem Bürokomplex handle, der abgerissen werden soll.
Der Mann berichtete, dass er früher Bäcker gewesen sei und die Firma Studer-Revox beliefert hatte. Diese stellte weltbekannte Audio-Geräte her. Die digitale Welle brachte aber den Untergang. Heute steht das Firmengebäude leer, es soll bald abgerissen werden.
«Ich wollte das Haus als Drehort nochmals mit einer kuriosen Geschichte beleben und es vor dem Vergessen nochmals in Szene setzen», sagt die Regisseurin.
Das Urteil
Fast klaustrophobisch ist die Stimmung im düsteren, hässlichen Gebäude. Fast unangenehm nah ist man den verkorksten Protagonistinnen und Protagonisten. Und doch erfährt man kaum etwas über ihren Hintergrund. Was zählt, ist der Augenblick.
Dieser Film ist anders. Diejenigen, die sich darauf einlassen, erwartet eine Geschichte, an deren Ende mehr als zwei Menschen zueinanderfinden.