Der Präsident des HCIH, dem Hochkommissariat für Flüchtlingswesen, wird in einem jemenitischen Flüchtlingslager Opfer eines Bombenanschlages.
Nachfolgerin des ermordeten Präsidenten soll die Uni-Professorin für Menschenrechte Suzanne Fontana werden. Sie ist eine Kritikerin des HCIH, hält es für eine verstaubte Einrichtung, in der nur alte weisse Männer das Sagen haben.
Als Fontana tatsächlich Präsidentin wird, muss sie Entscheidungen treffen und Allianzen eingehen, die gegen ihre Prinzipien sind.
In der Serie «Ohne Grenzen» ist das HCIH eine der grössten Hilfsorganisationen der Welt, mit Sitz in Genf, inspiriert von realen Vorbildern, wie dem UNHCR oder dem Roten Kreuz.
Regisseur Jacob Berger erzählt, warum in der Serie die humanitäre Arbeit nicht nur positiv beleuchtet wird.
SRF: Wo in der Serie haben Sie sich von realen Situationen inspirieren lassen?
Jacob Berger: Der Fall Gaddafi war zum Beispiel sehr interessant, weil es sich in Genf abgespielt hat und es um den Sohn eines Diktators aus dem Nahen Osten ging (Anm. der Redaktion: Es geht um die sogenannte Libyen-Affäre: Der Sohn von Muammar Gaddafi und seiner Frau wurden 2008 in Genf verhaftet – wegen angeblicher Misshandlung der Hausangestellten. Kurz darauf wurden zwei Schweizer in Tripolis festgehalten. Im April 2009 klagte das Ehepaar und der libysche Staat gegen den Kanton Genf und verlangte Schadenersatz.)
Die Serie «Ohne Grenzen» ist wie ein Puzzle.
Im Verlauf der Affäre musste die Schweiz gegenüber Freunden und Verbündeten schlau handeln. Ich würde sogar sagen, fast ein wenig hinterhältig.
So gelang es der Schweiz, ihre Geiseln zu befreien. Die Serie «Ohne Grenzen» ist wie ein Puzzle. Es steckt viel Realität drin. Es ist am Zuschauer, diese Zusammenhänge zu suchen und zu finden.
Warum wollten Sie gerade jetzt eine Serie über humanitäre Organisationen drehen?
Es ist eine Serie über Menschlichkeit und Macht. Heute ist Tugend ein Trumpf, der genauso wichtig ist wie politische oder militärische Macht. Jeder will heute diesen «Stempel» haben. Jeder will als Guter dastehen.
Und dann ist humanitäre Hilfe mit einer neuen Problematik konfrontiert. Zum ersten Mal werden Flüchtlingshelfer in der muslimischen Welt als feindliche Agenten des Westens gesehen.
Warum haben Sie sich auf die Chefetage der humanitären Organisation konzentriert und nicht auf die Arbeit in den Krisengebieten?
Mir ging es um die dunkle Seite der humanitären Hilfe, um die politischen und ideologischen Machtkämpfe und Widersprüche. Hätte ich in diesem Kontext die tägliche Arbeit der humanitären Helfer gezeigt, hätte ich die Männer und Frauen vor Ort in ein schlechtes Licht gestellt.
In der Serie wird eine Idealistin die neue Präsidentin der humanitären Organisation. Sie muss lernen mit Macht umzugehen und stellt ihre Prinzipien infrage. Was hat sie an diesem Konflikt interessiert?
Wenn man die Welt verändern will, braucht man Macht. Man kann nicht sagen: Ich folge nur meinen Prinzipien und meinen Idealen. Nein, wenn man etwas verändern will, dann muss man, um zu gewinnen, Macht als Instrument einsetzen.
Das Gespräch führte Cynthia Ringgenberg.