1973 war Schluss: Brigitte Bardot ging auf die 40 zu und kehrte der Filmkunst den Rücken – kompromisslos, ohne Comeback, ohne Gastauftritte. Warum? «Ich hatte die Filmwelt satt. Die Tiere waren mir wichtiger. So einfach ist das», lautete ihre Erklärung.
Davon glaubt man ihr jede Silbe. Wie wichtig ihr der Tierschutz ist, hat sie in den vergangenen Jahrzehnten zigfach bewiesen, unter anderem auch mit gehässigen Briefen an die Adresse von Staatspräsident Emmanuel Macron, dem sie mangelnde Initiative bei der Durchsetzung von Tierschutzgesetzen vorwarf. Bardots Engagement gegen rituelles Schächten brachte ihr den Vorwurf ein, islamfeindlich und rechtsextrem zu sein.
Keine guten Rollen mehr
Man glaubt ihr auch sofort den ersten Teil ihrer Aussage: Dass sie das Filmen satthatte. Ein Blick auf ihre Filmografie zeigt: Bardot bekam ab den späten Sechzigern nicht mehr die Rollen, die sie verdiente. Ältere Frauen spielen, das interessierte sie nicht. Und es lässt sich nicht von der Hand weisen, auch nicht im Rahmen einer Würdigung: Brigitte Bardot hat in einigen sehr schlechten Filmen mitgespielt.
Im Weg stand ihr letztlich das, was der französische Wikipedia-Eintrag über sie als ihre «sensualité photogénique» bezeichnet, als ihre photogene Sinnlichkeit. Sie war bekannt geworden als Sexsymbol, sie hatte sich entsprechend vermarkten lassen, aber dieses Image stand schon früh der ernsten, talentierten Schauspielerin im Weg.
Immer das gleiche Spiel
Unabhängig davon, ob sie eine Geheimagentin spielte oder eine Revolverheldin, eine Räuberin oder ein Waisenmädchen – letztlich ging es in den Geschichten fast immer um Bardots erotische Ausstrahlung. Und damit immer auch um die Begierde, die sie in den Männern um sie herum auslöste.
Es ging jeweils auch ziemlich unverblümt darum, wie viel nackte Haut Brigitte Bardot in einem bestimmten Film zeigen würde. So erstaunt es nicht weiter, dass sie das irgendwann satthatte.
Keine leichte Kost
Bardot brillierte auch als Charakterdarstellerin – wenn man sie denn liess. Tragische Stoffe und konfliktbeladene Figuren waren ihr nicht fremd. Sowohl in «La vérité» (1960) von Henri-Georges Clouzot als auch in «Vie privée» (1962) von Louis Malle unternehmen die von ihr verkörperten Frauen Selbstmordversuche.
Sie selbst versuchte sich 1960 – zwischen den Dreharbeiten zu diesen beiden Filmen – das Leben zu nehmen.
Ihre hellere Seite
Andererseits verfügte Bardot unbestritten über ein komödiantisches Talent und über eine körperliche Präsenz, die weit über ihr gutes Aussehen hinausging. Dass sie in Filmen wie «Une ravissante idiote» (1964) oder «L’ours et la poupée» (1970) hinreissend komisch ist, das ist nicht nur ihrem Charme geschuldet, sondern auch ihrer physischen Präzision und ihrem Sinn für Timing.
Dass Bardot heute noch ein Begriff ist für Sinnlichkeit auf der Leinwand, obwohl sie seit über 50 Jahren nicht mehr dreht, das ist ein Leistungsausweis für sich. Viel Respekt bedingt aber auch der Leistungsausweis, den sie seither erbringt – ihr lautstarker, bedingungsloser und gewollt provokanter Kampf für das Tierwohl.