Der Genfer Regisseur Nicolas Wadimoff («Opération Libertad») porträtiert in «Spartiates» den jungen Kampfsportler Yvan Sorel, der in einem Quartier im Norden Marseilles Jugendliche jeder Couleur und jeder Religion trainiert.
Sorels strenge, teils rabiate Methoden laufen wohl manchen pädagogischen Grundsätzen zuwider. Aber so schafft er es, Wut und Kraft der jungen Männer und Frauen in positive Energie umzuwandeln und ihnen, die in einem überaus schwierigen Quartier aufwachsen, Disziplin und Überlebenswille beizubringen.
Die Jury war sich einig
Der Entscheid sei einstimmig gefallen, gab die «Prix de Soleure»-Jury am Donnerstag in einem Communiqué bekannt. Regisseurin Dominique de Rivaz, Autorin Melinda Nadj Abonji und alt Bundesrat Moritz Leuenberger zeigten sich beeindruckt von der «intensiven und subtilen Dramaturgie, die den Kampf im Boxring auch als denjenigen des täglichen Überlebens, ja als Metapher für alle zwischenmenschlichen Beziehungen erfahrbar macht».
«Spartiates» kommt voraussichtlich im April in die welschen, im Mai in die Deutschschweizer Kinos. Mit «Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern», «Unter der Haut» und «Driften» kämpften in diesem Jahr neben drei weiteren Dokfilmen auch drei starke Spielfilme um den mit 60'000 dotierten «Prix de Soleure».
Der Publikumsliebling
Wenig überraschend ist die Wahl von «Usfahrt Oerlike» zum Publikumsliebling. An der Premiere, der die Hauptdarsteller Jörg Schneider und Mathias Gnädinger beiwohnten, blieb kaum ein Auge trocken. Der Spielfilm über den alten, lebensmüden Hans (Schneider), der seinen Freund Willi (Gnädinger) bittet, ihm ein Sterbemittel zu besorgen, startet am (heutigen) Donnerstag in den Deutschschweizer Kinos.
Was von den Filmtagen 2015 bleibt
Die 50. Solothurner Filmtage gehen zu Ende: Zurück liegt eine Woche voller Premieren, Diskussionen, die Nominationen – ein rundes Jubiläum. Die diesjährige Ausgabe war eine Rückschau und gleichzeitig war das Gespür für die Gegenwart und Zukunft zu spüren. Ein auffallend eigenwilliges junges Autorenkino war zu Gast, Filmschaffende, die sich in Kollektiven organisieren, und Filmemacher, die auf eigene Faust arbeiten.
Bereits vor dem Start der Filmtage waren Stimmen laut geworden, die Solothurner Filmtage müssten abgeschafft werden – sie seien überflüssig und zahm. Beide Vorwürfe haben sich als unberechtigt erwiesen: Wochentags war das Landhaus jeweils um 9 Uhr voll. Und es wurde dieses Jahr besonders angeregt diskutiert, sei es über den digitalen Umbruch, über die Stellung der Frauen in der Filmbranche, über die Zusammenarbeit in Kollektiven – und über einzelne Filme. Über Stina Werenfels Film «Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern» gab es zum Beispiel heftige Debatten – auch in der Beiz ausserhalb der Kinos. Das zeigt: Filme regen noch immer noch zu Kontroversen an.
Die Filmtage enden am Donnerstagabend mit der Übergabe der Preise und den Vorführungen der ausgezeichneten Filme. Die 51. Solothurner Filmtage werden vom 21. bis 28. Januar 2016 stattfinden.