Gut gibt’s Corona. Im kalifornischen Netflix-Hauptquartier in Los Gatos muss Euphorie herrschen über den weltweiten Ausnahme-Zustand.
Während die Wirtschaft in die Rezession schlittert, präsentiert der Streamingdienst märchenhafte Quartalszahlen.
In den ersten drei Monaten des Jahres verzeichnet der Streaming-Dienst einen Abonnenten-Zuwachs von plus zehn Prozent. Der Medienkonzern hatte mit einem Zuwachs von fünf Prozent gerechnet.
Der Krisen-Gewinnner
«Dieses Wachstum hat nicht einmal Netflix selber erwartet und ist natürlich der Stay-at-home-Regel geschuldet», kommentiert Medienwissenschaftler Manuel Puppis von der Universität Freiburg das Ergebnis. «Wir bleiben im Moment zu Hause und schauen fern».
Ein Volk von Streamern
Die Schweizerinnen und Schweizer sind fleissige Streaming-Nutzer. 65 Prozent der Bevölkerung verfügt über mindenstens ein Streaming-Abonnement.
«Bei Netflix angemeldet sind 30 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer», erklärt Manuel Puppis. In der Zwischenzeit dürften einige Abonnemente dazugekommen sein.
Kuchenstücke werden kleiner
Die aktuelle Marktmacht von Netflix dürfte in Zukunft jedoch bröckeln.
«Bisher konnte das Publikum auf Netflix fast alle Filme und Serien streamen. Die Film-Studios gehen jetzt aber dazu über, ihre Rechte an Filmen und Serien nicht mehr an bestehende Streaming-Dienste zu verkaufen. Sie bieten eigene Bezahl-Dienste an, weil sie ein Stück vom Kuchen haben wollen», sagt Medienwissenschaftler Manuel Puppis.
Es wird kompliziert
Zunehmende Konkurrenz belebt den Markt – im besten Fall.
Durch den aufgeheizten Streaming-Markt und den wachsenden Erfolg immer neuer Anbieter werden Serien und Filme im Akkord produziert.
Für die Konsumenten und Konsumentinnen wird es zunehmend unübersichtlich. Die Auswahl der neuen Lieblings-Serie wird zum zeitraubenden Hürdenlauf.
Es geht ins Geld
«Wenn mich verschiedene Genres interessieren, muss ich vielleicht mehrere Streaming-Anbieter abonnieren. Oder ich wechsle das Abonnement von Zeit zu Zeit. Das kann ins Geld gehen. Es wird komplizierter als bisher und vermutlich auch teurer», bilanziert Medien-Experte Manuel Puppis.