Das Streaming-Geschäft ist ein hart umkämpftes. In der Schweiz haben sich die Giganten Amazon Prime Video, Disney+ und allen voran Marktführer Netflix den Kuchen ungleichmässig aufgeteilt.
Wer auffallen will, braucht ein interessantes Konzept, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Doch auch damit ist der Erfolg nicht garantiert, wie die gefloppte Streaming-App Quibi beweist.
Der US-Anbieter wollte sich im Frühling mit exklusiv fürs Smartphone produzierten Kurzformaten eine lukrative Nische schaffen. Und scheiterte grandios.
Inzwischen bietet Quibi seine Inhalte in Australien und Neuseeland probeweise kostenlos an. Einnahmen sollen neu durch Werbung generiert werden. Denn nur acht Prozent der User, die Quibi drei Monate lang gratis testeten, waren danach dazu bereit, die App kostenpflichtig zu nutzen.
Streaming mit sozialer Verantwortung
Nun ist hierzulande ein neuer Streaming-Dienst gestartet: Sooner ist ein deutsch-französisches Joint-Venture. Vermarktet wird das Ganze mit einem bedeutungsschwangeren, englischen Slogan: «Stream Beyond».
Ein Blick auf die – ästhetisch sehr ansprechend gestaltete – Website verrät schnell, was damit gemeint ist. Statt Hollywood-Restposten und Erfolgsserien-Klone bietet Sooner ein Kontrastprogramm an, das überwiegend aus hochwertigen Independent-Produktionen besteht.
Dazu gehören Dokumentationen, Serien und Filme, die sich allesamt mehr oder weniger der Kategorie Arthouse zuordnen lassen. Vieles davon war bisher nur an renommierten internationalen Filmfestivals zu sehen.
Hinzu kommt, dass der Streaming-Dienst offensiv sein soziales Engagement kommuniziert: Sooner will Stereotype durchbrechen und für eine Repräsentation von Stimmen sorgen, die im Mainstream kaum Gehör finden. Zudem bietet der neue Player Filmhochschulen eine Plattform und kuratiert Serien-, sowie Film-Klassiker anspruchsvollerer Natur.
Eine Alternative jenseits des Mainstreams
Somit bietet Sooner seinen Abonnentinnen und Abonnenten eine Alternative im eigentlichen Sinne des Wortes zur Mainstream-orientierten Konkurrenz.
Zwei Wochen kann der Dienst gratis getestet werden. Danach kostet dieser 7.95 Euro pro Monat. Der Abschluss eines Jahresabonnements soll potenziellen Kunden mit einem monatlichen Tarif von 4.99 Euro schmackhaft gemacht werden.
Damit ist Sooner deutlich günstiger als der Platzhirsch Netflix. Und: Die Benutzeroberfläche des «Streaming-Diensts für Anspruchsvolle» ist tendenziell sogar etwas übersichtlicher gestaltet als die des Marktführers.
Ein Guinness in Ehren
Der Erfolg des Branchen-Neulings hängt ganz davon ab, wie neugierig und loyal sich die arthouseaffine Zielgruppe zeigen wird.
Eine faire Chance hat der Streaming-Dienst auf jeden Fall verdient. Und das nicht nur, weil man hier die Locarno- und Berlinale-Highlights der vergangenen Jahre findet.
Wer sich die klassischen Agenten-Serien «Smiley’s People» und «Tinker Tailor Soldier Spy» mit dem grossartigen Alec Guinness zu Gemüte führen will, dem bleibt kaum eine Alternative.