Das Team um Jon Favreau hat Rudyard Kiplings Geschichte bildgewaltig inszeniert. Schon die Eröffnungssequenz – eine spektakuläre Verfolgungsjagd – verspricht Grosses. Selbst die sprechenden Tiere wirken irgendwie glaubhaft. So glaubhaft, wie überdimensionierte, sprechende Tiere nun einmal wirken können. Das Dschungelbuch will auch in seiner grösstenteils computergenerierten Version ein Film für Jung und Alt sein. Und wirkt dabei erwachsener als sein Vorgänger: Man fürchtet sich mit Mogli. Man spürt, wie verunsichert er ist. Oder: Mehr Spannung – weniger Gemütlichkeit.
1. Das kritischste Zitat
«Das ist kein Lied, das ist Propaganda.» Das sagt Balu zu Mogli, als dieser ihm das «Gesetz des Dschungels» vorträgt. Dabei handelt es sich um den Kodex des Wolfsrudels. Der besagt: Nur in der Gruppe ist man stark. Davon hält Einzelgänger Balu gar nichts.
2. Der Regisseur
Der gebürtige New Yorker Jon Favreau hat sich seit den frühen Neunzigern als Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor und Produzent einen Namen gemacht. Seine bisher grössten Erfolge hinter der Kamera konnte er mit den ersten zwei Teilen der «Iron Man»-Trilogie verzeichnen.
3. Fakten, die man wissen sollte
Die Tiere im Film sind bedeutend grösser als ihre Artgenossen aus dem echten Leben. Mit Absicht: Favreaus Ziel war es nämlich nie, alles möglichst realitätsgetreu aussehen zu lassen. Vielmehr sollen die Zuschauer eine mythologisierte Dschungelwelt durch die Augen eines Kindes wahrnehmen.
4. Das Urteil
Visuell wird «The Jungle Book» den allerhöchsten Ansprüchen gerecht. Was das Animationsteam von Disney unter Favreaus Leitung auf die Leinwand gezaubert hat, beeindruckt tief. So ist die 3D-Brille in diesem Fall ausnahmsweise wirklich drei Franken wert. Leider kann jeder noch so schön animierte Wolf nicht über das Hauptproblem des neuen Dschungelbuchs hinwegtäuschen: Der Film ist in sich nicht stimmig. Lobenswert ist es allemal, dass Regisseur Favreau auch die düsteren Seiten von Kiplings Geschichte aufzeigen wollte – was ihm durchaus gelungen ist. Weshalb also trotzdem zwei Gute-Laune-Gesangsnummern aus der Zeichentrickvorlage integrieren? Ein konsequenter Bruch mit der Tradition wäre bestimmt interessanter gewesen. Nichtsdestotrotz: «The Jungle Book» schaut man sich auch im Jahr 2016 am besten im Kino an.