Überschwänglich feiert die palästinensische Familie Hammed die Hochzeit des jüngsten Sohnes. Die Gäste tanzen ausgelassen. Gleich kommt das Dessert.
Doch die Bäckergesellen, die die Süssigkeiten bringen, sind in Wahrheit Angehörige einer israelischen Sondereinheit. Für ihre Einsätze in den besetzten Gebieten nehmen sie falsche palästinensische Identitäten an.
Eine Mission endet im Chaos
Die Agenten sehen aus wie Palästinenser, sprechen akzentfrei den lokalen Dialekt und bewegen sich inkognito im Feindesland. An der Hochzeitfeier sollen sie den Hamas-Terroristen Abu Ahmad liquidieren, der 116 Israelis auf dem Gewissen hat.
Doch die Aktion geht schief und endet im Chaos, auf Arabisch: fauda. Dem Terroristen Ahmad gelingt die Flucht, denn er erhält viel Unterstützung aus der Bevölkerung. So kann er sich immer wieder den technologisch überlegenen Israelis entziehen.
Der vermeintliche Held zerbricht
Die Sondereinheit wird vom Agenten Doron angeführt. Je länger er Abu Ahmad nicht fassen kann, desto unkonventioneller und verzweifelter werden seine Methoden.
Gewalt löst Gegengewalt aus und Doron verändert sich. Aus dem vermeintlichen Helden wird ein gebrochener, kettenrauchender Mann, der zu Hause, im israelischen Kernland, keine Ruhe findet.
Ihm ist jedes Mittel recht, um Abu Ahmad zu fassen und den nächsten Anschlag zu verhindern. Der Gesuchte verfolgt von seinem Versteck aus gnadenlos sein Ziel, gleichzeitig leidet er unter der Trennung von seiner Familie.
Ungeschönte Kriegsverbrechen
Das ist die Stärke dieser Thriller-Serie: Sie bringt vermeintlich bekannte Wertekomplexe durcheinander. Schwarz-Weiss-Denken hilft nicht weiter.
Wer nun der Gute ist, und wer der Böse, das lässt sich in «Fauda» nicht mit letzter Sicherheit sagen. Ungeschönt führt die Serie vor, wie gnadenlos die Israelis vorgehen, um Attentate zu verhindern und sich dabei auch vor Kriegsverbrechen nicht scheuen.
Gezeigt wird aber auch, mit welchen fragwürdigen Methoden die Palästinenser sich aus ihrem Leid zu retten versuchen und es mit ihrem Glauben rechtfertigen.
«Sprecht doch einfach miteinander!»
Die hebräischen und arabischen Dialoge halten sich in «Fauda» die Waage. Manchmal kreuzen sich die Wege von Juden und Arabern – so ganz nebenbei tauscht sich ein israelischer Beamter auf Arabisch mit einer Palästinenserin über Kindererziehung aus.
Noch bevor die Realpolitik wieder dazwischenfunkt, würde man bei diesen rührenden Szenen als Betrachter am liebsten durch den Bildschirm bis in den Nahen Osten rufen: «Seht doch, ihr könnt es! Sprecht doch einfach miteinander!»
Es geht weiter …
Doch «Fauda» ist halt nur gute, spannende Fiktion. Und wie in der Realität werden diese berührenden Momente von lautstarken und extremen Stimmen übertönt.
Im Nahen Osten geht der leider Stoff nie aus. Kein Wunder, haben die Produzenten eine weitere Staffel angekündigt. Die Vorfreude auf weitere atemlose Episoden mischt sich mit einem leisen, leisen Bedauern.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 21.02.2017, 16.50 Uhr.