Valentin (Joel Basman) ist in der Blüte seiner Jugend. Er strotzt vor Kraft und Coolness. Nur blöd, dass er nach einem Snowboardunfall jetzt im Rollstuhl sitzt. Den Frust lässt er an seiner Mutter aus. Diese fackelt nicht lange und verbannt ihn in ein Behinderten-Theaterprojekt nach Südtirol.
Das findet Valentin total uncool. Dass er auch noch mit anderen «Spastis» gleichgestellt wird, ist für ihn der Gipfel seiner Demütigung. Ausgeliefert und alleine gelassen, fasst er sich doch noch ein Herz und freundet sich mit Titus und Lukas an. Gemeinsam stark, zeigt das behinderte Trio Infernale, dass sie auch behindert auf den Putz hauen können und keine Sonderbehandlung brauchen.
Wie lebt es sich im echten Leben mit Behinderung?
Der Innerschweizer Philipp Gössi weiss, was es heisst, von einem Tag auf den anderen im Rollstuhl zu sitzen. Er war 20 Jahre jung und übermütig. Ein lustiger Abend mit den Jungs sollte es werden. Nachtbaden im Zugersee. Als er Kopf voran an einer seichten Stelle ins Wasser sprang, brach er sich die Halswirbelsäule. Ab dann begann sein neues Leben.
Zwei bis drei Monate dauerte es, bis Philipp sein Schicksal realisierte. Als er nach dem Unfall aufwachte, konnte er nicht mal seine Hände bewegen. Er wollte es schaffen, sich ohne Hilfe wieder im Gesicht kratzen zu können. Das war die erste Hürde. Jeder weitere Schritt in Richtung eigenständiges Leben war ein Erfolgserlebnis. Das motivierte ihn, nicht aufzugeben. Es gab ihm Hoffnung und liess ihn sogar davon träumen, was noch alles möglich sein könnte.
Von «Rollifahrern» lernen
Wie fühlt es sich an, so jung von einem Moment auf den anderen nicht mehr auf den eigenen Beinen stehen zu können? Im Film entscheidet sich Valentin für die totale Resignation. Als arrogantes Ekel hat er für seine behinderten Kollegen nicht viel übrig. Er bewirft sie gerne mal mit Essen und anderen Gegenständen. Verachtung als Therapie.
Philipp Goessi entschied sich für einen anderen Weg: «Egal welche Behinderung jemand hatte, ich war nie herablassend. Wie hätte ich auch können. Ich kam mir doch selbst so hilflos vor. Ausserdem konnte ich von den erfahreneren ‹Rollifahrern› viel lernen.»
Eine wilde Rollstuhl-Jugend im Film
Auch ein Leben im Rollstuhl bietet alle Möglichkeiten einer wilden Jugend. Im Film flirtet Valentin mit der schönen Therapeutin Mira. Findet ebenso draufgängerische Rollikollegen in Titus und Lukas. Gemeinsam terrorisieren die Rollstuhl-Lümmel Fussgänger und überfallen sogar eine Tankstelle.
Dem Alltag im Rollstuhl entflieht Philipp weniger abenteuerlich, aber nicht ohne Action. Rollstuhl-Rugby heisst seine Leidenschaft. Damals waren seine Hobbys Snowboarden und Velo fahren, heute freut er sich auch über die kleinen Dinge im Leben: «Ich kann den Enten im See zuschauen und mich darüber freuen. Früher hätte ich mir dafür keine Zeit genommen. Jetzt gehe ich mit viel offeneren Augen durchs Leben. Mitten in all den negativen Ereignissen sehe ich das als eine sehr positive Eigenschaft. Ich bin jetzt mehr bei mir selbst.»
So cool wie Teenager eben sind
Als alter Rollstuhlhase geht Philipp das ewige Mitleidsgetue nicht mehr auf die Nerven. Für ihn ist es eine Reaktion aus Unsicherheit: «Der Mensch will nichts falsch machen und dich nicht verletzen, deshalb kommt er auf dieser Ebene auf dich zu. Aber alle Kollegen die mich gut kennen, sagen mittlerweile zu mir: ‹Warum gehst du nicht was zum Trinken holen? Du musst dafür nicht aufstehen!›»
Joel Basman ist in seiner Rolle als dauergenervter Fiesling so gut, dass man als Zuschauer paradoxerweise mehr Mitleid für Valentin empfindet, umso gemeiner er ist. Dagegen vergisst man seine Behinderung je mehr er aufblüht. «Vielen Dank für Nichts» will für die Behinderten kein Mitleid. Sondern zeigen, dass sie cool sind. So cool wie Teenager eben sind, ob mit oder ohne Rollstuhl. Mehr Tiefgang als in anderen Feelgood-Komödien gibt es allerdings nicht. Das braucht es auch nicht. Ob behindert oder nicht, die Jugendsorgen und -sünden bleiben die gleichen.