Durch die Arbeit als Familie seien sie eine Art «langweilige Indie-Kardashians», witzelte Maya Hawke in einem Interview. Das Motto: Kunst statt Reality-Show: «Ich denke, sie meint, dass Menschen an uns interessiert sind, weil wir eine Familie sind und irgendwie berühmt», erklärt Ethan Hawke. «Aber wir interessieren uns alle für unabhängige Kunst. Und nicht dafür, ein Produkt zu verkaufen.»
Ein Film als Geschenk für die Tochter
Ihr eigenwilliges Biopic «Wildcat» über die berühmte US-Schriftstellerin Flannery O’Connor ist so ein Indie-Film. Flannery war Maya Hawkes Idol seit deren Schulzeit – sie wollte unbedingt einen Film über die Südstaatlerin machen. Mit ihrer Sinnsuche, ihren Fragen nach Kreativität und Spiritualität hat sie sich identifiziert.
Maya habe dauernd von ihm wissen wollen, wieso Männer komplizierte Personen verkörpern dürften, so Ethan Hawke, während junge Frauen immer darum gebeten würden, nette, süsse und einfache Charaktere zu spielen. «Sie wollte eine komplexe Rolle spielen, und ich dachte, sie sollte diese Gelegenheit bekommen.»
Nepotismus gibt's überall
Maya heuerte ihren Vater als Regisseur und Drehbuchautor und seine zweite Frau Ryan als Produzentin an.
So eine Zusammenarbeit sei ein Privileg, sie seien dankbar für den Job: «Thanksgiving zu feiern ist viel schwieriger, als einen Film zusammen zu machen», sagt der 52-jährige Schauspielstar lachend. Nepotismus? Das gebe es doch in jeder Berufssparte: «Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Maya wuchs in der Filmindustrie auf, das schafft Vorteile. Die Frage ist, was sie damit macht.»
In grossen Fussstapfen
Die Fussstapfen ihrer Eltern sind gross. Ihre Mutter ist die Schauspiel-Ikone Uma Thurman («Pulp Fiction», «Kill Bill»), mit der Ethan in erster Ehe verheiratet war. Ihr Vater ist ein Multitalent: Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller und vierfach oscarnominiert.
Musste Tochter Maya da wohl oder übel Schauspielerin werden? «Nein, das war mir egal. Ich will einfach, dass Maya glücklich ist. Ich will, dass sie ihren Träumen und ihrem Herzen folgt und ihr eigenes Ding macht», sagt ihr Vater: «Ich wusste, dass sie künstlerisch tätig sein würde, seit sie ganz klein ist. Das war das Einzige, was sie interessierte.»
Starfamilie mit Bodenhaftung
Maya Hawke macht ihr Ding: Sie ist mit ihren 25 Jahren ebenfalls schon berühmt, machte sich in der erfolgreichen Netflix-Serie «Stranger Things» einen Namen. Sie ist cool, eigenwillig, erfrischend, ein Teenie-Idol.
Wenn du dich für den Grössten hältst, bist du ein Arschloch.
Die ganze Familie hat es zu Starruhm gebracht. Doch Ethan relativiert in der Masterclass, die er in Zürich hält: «Wenn du behauptest, jetzt habe ich es echt geschafft, jetzt bin ich der Grösste, dann bist du ein Arschloch.»
Seine Bescheidenheit beweist er im Gespräch. Er gibt den Menschen das Gefühl, sie seien gerade in dem Moment, in dem sie sich mit ihm unterhalten, die wichtigsten Personen für ihn.
Als ihn in der Masterclass ein Kind aus dem Publikum fragt, mit wem er am liebsten zusammengearbeitet habe und wieso, antwortet Hawke: «Mit Dir. Du bist hier, obwohl du nicht hier sein müsstest. Und indem wir zusammen reden, arbeiten wir zusammen. Du bist der Mensch, mit dem ich am liebsten zusammengearbeitet habe. Genau jetzt, genau hier.»