Schaut man sich das Programm des jüdischen Filmfestivals «Yesh!» an, entdeckt man vor allem eines: Diversität. Ob französische Dramen, die zur Zeit des Zweiten Weltkrieges angesiedelt sind, deutsche Komödien oder israelischen Dokumentarfilme – das Filmfestival überrascht.
«Wir wollen mit unserem diversen Programm die Vielfalt der jüdischen Welt abbilden», sagt Michel Rappaport, Direktor des «Yesh!». Ob es um jüdische Orthodoxe in New York oder lesbische jüdische Frauen in Deutschland geht - das sorge für Sichtbarkeit und fördere ein Verständnis dafür, was unter der jüdischen Welt überhaupt alles gemeint ist, sagt Rappaport.
Jüdische Filme, aber ohne Israel-Fokus
Auch wenn es einen grossen israelischen Filmmarkt gibt, fokussiere «Yesh!» nicht auf Israel, betont Rappaport. Jüdische Filme gibt es aus der ganzen Welt von Osteuropa bis Südamerika. Michel Rappaport und sein Team gehen sogar soweit, auch Filme aus Ländern in ihr Programm miteinzubeziehen, die mit der jüdischen Welt nur in Verbindung stehen.
«Länder, die Berührungspunkte mit der jüdischen Gesellschaft, der jüdischen Kultur und Religion haben – im positiven, wie auch im negativen Sinn», erklärt er. Dazu gehören Filme wie «Gaza mon Amour», von den palästinensischen Regie-Zwillingen Tarzan und Arab Nasser.
Gaza mon Amour – ein Film aus dem Kriegsgebiet
In «Gaza mon Amour» begleiten wir den armen Fischer Issa bei seiner täglichen Arbeitsroutine. Eines Nachts zieht er anstatt Fische eine wertvolle Statue aus dem Wasser. Wegen dieser steht er schon bald mit den Behörden im Konflikt.
Dass der Mann in einem Kriegsgebiet lebt, wird nie explizit gezeigt, aber auch nicht ausgeblendet. Die Gefahren der Region sind deutlich spürbar: durch die Checkpoints zu Israel, die Issa ständig passieren muss, den täglichen Stromausfällen, dem Freund, der nur davon redet nach Europa zu fliehen.
Auch wenn es wehtut
«Für mein Team und mich war es von Anfang an klar, dass wir am ‹Yesh!› auch Filme aus Gaza und dem Westjordanland zeigen. Auch wenn das manchmal wehtun kann», sagt Festivaldirektor Rappaport. Das «Yesh!» soll für Verständnis mit der jüdischen Welt sorgen, sie aber auch kritisch beleuchten.
Dabei werden keine kontroversen Diskussionen gescheut. «Nur so können wir ernst genommen werden», sagt Rappaport.
Koexistenz von Leid und Freude
Das Filmfestival soll ein Ort sein, an dem man auch Ungewohntes sieht. So lässt sich in «Gaza mon Amour» auch der alte Fischer Issa trotz seines rauen Alltags, der konstanten Überwachung und mehreren Verhaftungen, nicht davon abbringen, um die Hand der Schneiderin Siham anzuhalten.
«Vor allem in Zeiten wie jetzt, in denen der Israel-Palästina-Konflikt wieder aufbricht, vergisst man oft, dass in dieser Region auch Schönes passiert», so Rappaport. Der Film habe das Potential zu vermitteln und aufzuklären. Diese Wirkung wünscht er sich auch für das «Yesh!». Für dessen jüdisches wie auch nicht-jüdisches Publikum.