Wie Forrest Gump da auf der Parkbank sitzt, mit einer Pralinen-Box auf den Knien und los plaudert in dieser etwas beschränkten Art, da würde noch niemand ahnen, dass hier eine der grossen Heldenreisen der US-Filmgeschichte beginnt.
Zweieinhalb Stunden später reibt man sich die Augen und versucht zu verstehen, warum die fantastische Geschichte um diesen vom Leben Benachteiligten nicht als Blödsinn abgetan wird.
Glaubwürdige Fantasterei
«Back to the Future»-Regisseur Robert Zemeckis ist bekannt für seine fantastischen und technisch raffinierten Arbeiten. Zugleich gelingt es ihm, mit einem sorgfältig ausgewählten Film-Ensemble den zuweilen haarsträubenden Geschichten die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Genau dies ist das Erfolgsrezept von «Forrest Gump». Tom Hanks spielt den mental und körperlich beeinträchtigten Forrest mit anrührender Leidenschaft und an Sturheit grenzender Entschlossenheit. Als Kind an hässliche Beinschienen gebunden und mit unterdurchschnittlichem IQ, ist er das gefundene Fressen für miese Mobber an der Schule.
Trotz allem wird aus ihm später nicht nur ein Sport- und Kriegsheld, sondern gleich noch ein Selfmade-Millionär und liebender Vater eines blitzgescheiten Jungen.
Lauf, Forrest, lauf!
Eine zentrale Sequenz im Film: Forrest rennt. Er rennt weg von seinen mobbenden Schulkameraden, entledigt sich seiner Beinschienen und setzt als junger Erwachsener zu einer drei Jahre andauernden Laufparade an.
Diese «The Run» betitelte aufwändige Sequenz lehnten die produzierenden Paramount-Studios zunächst aus Kostengründen ab. Worauf Tom Hanks und Regisseur Robert Zemeckis die Finanzierung übernahmen.
Im Nachhinein zeigte sich, dass jene sieben Minuten dauernde Lauf-Sequenz einer der prägenden Passagen des Films ist.
Deep Fake der ersten Stunde
Ein weiteres Faszinosum des Films: Forrests beiläufigen Auftritte in historisch prägenden Zeitkapiteln.
Der Film nutzte für die damalige Zeit ausgefeilte digitale Computertechnik, um seinen Protagonisten in reale historische Filmszenen zu montieren. Die Szene, wo Forrest US-Präsidenten John F. Kennedy trifft und dessen Hand schüttelt, war für die damalige Zeit verblüffend: ein Deep Fake, bevor es den Begriff gab.
Ebenso erstaunlich für damals: Die scheinbar amputierten Beine von Schauspieler Gary Sinise als Forrests Vietnam-Kamerad und Freund. Mittels Computertechnik wurden seine gesunden Beine im bewegten Bild «wegradiert» – später wurde das zum Filmstandard.
Legendäre Filmzitate
Vielleicht lässt sich die Qualität eines Films daran messen, wie sich dem Publikum einzelne Sätze daraus einbrennen. Der Zuruf seiner grossen Liebe Jenny, «Run, Forrest, run!», gehört heute zum Film-Zitate-Repertoire. Wie auch der Satz, den Forrest zu seiner Parkbank-Zuhörerin sagt: «Life was like a box of chocolates» (das Leben ist wie eine Pralinenschachtel).
Ab da beginnt das spektakuläre Abenteuer von Forrest Gump: süss wie Schokolade, mit zartbitterem Ende.