1988 ist das Jahr, als ein karibischer Staat zur Wintersportnation wird. Der Disney-Spielfilm «Cool Runnings» bringt das tropische Wintermärchen fünf Jahre später als Sportkomödie in die Kinos. Und landet einen Überraschungshit.
«Cool Runnings» unter der Regie von John Turteltaub ist die Geschichte von Aussenseitern. Der Film zeigt die Heldenreise von vier jamaikanischen Athleten, die mit eisernem Willen ihren grossen Traum realisieren. In einer Sportart, die sie zuvor weder kannten, noch jemals ausgeübt hatten.
Die Disneystudios wollten den Film zunächst als Sportdrama mit Hollywoodstars lancieren. Doch grosse Namen wie Denzel Washington oder Eddie Murphy lehnten ab.
Die Rollen mussten schliesslich mit unerfahrenen Schauspielern besetzt werden, was die Erfolgsaussichten schmälerte. Schliesslich wurde das Drehbuch zu einer Komödie umgeschrieben und der Film zu einem Überraschungserfolg. Er spielte nahezu das Zehnfache des Budgets ein. Das tropische Wintermärchen schrieb Kinogeschichte.
Schweizer Idole
Für das Schweizer Publikum hält «Cool Runnings» einige Schmunzler bereit. Die Schweizer Bobfahrer werden als Superhelden des Bobsports inszeniert. Tritt das Schweizer Team im Film zum Start an, tut es das in Slow Motion und in magisches Licht getaucht.
Allerdings werden im Film auch hartnäckige Klischees bemüht – Stichwort: Bünzli-Schweizer. Die Referenz hat jedoch historische Berechtigung. Tatsächlich holte 1988 der Schweizer Viererbob unter Ekkehard Fasser Olympiagold.
Von der Seifenkiste zum Bob
Was entspricht im Film der Wahrheit und was ist Fiktion? Die Idee der Bob-Olympiateilnahme des Karibikstaats hatte ein US-Amerikaner, als er in Jamaika Zuschauer des alljährlichen Seifenkisten-Derbys war.
Die Sprint-Fähigkeiten der Teilnehmer hatten ihn beeindruckt und er war überzeugt, hier ein talentiertes Bob-Team zusammenstellen zu können.
Die erste jamaikanische Bob-Mannschaft bestand unter anderem aus zwei Top-Läufern des Militärs und dem Helikopter-Piloten Dudley Stokes, der den Bob lenken sollte.
Genug Geld und viele Freunde
Im Gegensatz zur Filmstory hatte die Bob-Mannschaft niemals Geldsorgen, weil genügend finanzkräftige Sponsoren an den verrückten Traum glaubten. Wahr ist, dass keiner der späteren Bobfahrer zuvor einen Bob von Nahem gesehen hatte.
Steuermann Dudley Stokes erzählt in einer Dokumentation: «Ich musste erst ein paar Recherchen anstellen. Dann fand ich heraus, dass das Ding gesteuert werden muss. Ab da war ich als Helikopter-Pilot interessiert.»
Im Film werden die Bobfahrer von den anderen Olympia-Teilnehmern gemobbt und ausgelacht. Dies war in der Realität nie der Fall. In Calgary wurde das jamaikanische Team mit offenen Armen empfangen und tatkräftig unterstützt.
Drama im Bobkanal
Der dramatische Sturz in einem der Olympia-Läufe hat sich auch in der Realität abgespielt. Allerdings fuhr das echte Bob-Team bis dahin nicht auf Medaillenkurs, wie es der Film behauptet. Jamaica fuhr unter dem olympischen Motto mit: «Dabei sein ist alles». Das Team belegte einen der hintersten Plätze.
Nach dem verunglückten Lauf, den alle unverletzt überstanden hatten, zog die Mannschaft den Bob zu Fuss und unter dem Applaus der Zuschauer über die Ziellinie.
Seither hat Jamaica an fast allen Olympischen Winterspielen als Bob-Nation teilgenommen. 2018 erstmals mit einem Frauenteam. Zeit für eine Kino-Fortsetzung.