«Kein anderer amerikanischer Filmstar der Gegenwart wird mit solcher Vehemenz gehasst und angegriffen wie Demi Moore.» So beginnt 1997 die Arbeit einer Medienwissenschaftlerin über die damals höchstbezahlte Schauspielerin Hollywoods.
Unbehagen nach der Rasur
Ein Filmkritiker ätzt in der Einleitung seiner Rezension des Films «G.I. Jane» (1997): «Bei Moores Aufstieg spielte sicherlich weder Talent noch Charisma eine Rolle, noch die Art von Starpräsenz, die ein Publikum entzündet.»
Gegenüber Demi Moores Erfolg bestand ein offensichtliches Unbehagen. Das war nicht von Anfang an so: Ihre brave Darstellung der trauernden Molly in «Ghost» (1990) mit Patrick Swayze verzauberte das Publikum und machte sie zum Starlet.
Das Unbehagen entwickelt sich erst, als Moore im Militärdrama «G.I. Jane» zur eigensinnigen, muskelbepackten Machofrau mutiert. Vor laufender Kamera entledigt sie sich dem Sinnbild der Weiblichkeit schlechthin: Sie rasiert sich ihr glänzendes, langes Haar.
Erotisierte Schwangerschaft
Weder als starke Frau noch als Verführerin kann Moore es ihren Kritikern recht machen: Ihr selbstbewusstes Auftreten in Rollen sowie in Interviews provoziert nicht nur einen kontroversen Diskurs. In TV-Shows, zumeist von älteren Herren moderiert, muss sie sich sexistische Bemerkungen gefallen lassen: «Wenn ich Sie beschreiben müsste, kommen mir die Worte ‹sexy› und ‹klasse› in den Sinn. Sehen Sie das auch so?», fragt ein Moderator 1994 allen Ernstes.
Moore hat einen entspannten Zugang zu ihrem Körper, zumindest zu Beginn ihrer Karriere. In den 1980er-Jahren posiert sie für Pin-up-Fotos. 1991 macht sie weltweit Furore, als sie als Hochschwangere nackt auf dem Cover des US-Magazins «Vanity Fair» erscheint. Die erotisch inszenierte Mutterschaft sorgt für Schnappatmung und stellt einen Tabubruch dar.
Freiwild der Medien
Mehrfach stellt Moore in ihren Rollen sexualisierte Frauenfiguren dar: in «Disclosure» (1994) als sexuell aggressive Vorgesetzte, ein Jahr zuvor als Tauschobjekt zweier Männer in «Indecent Proposal» (1993).
In «Striptease» (1996) lässt Moore als verzweifelte alleinerziehende Mutter die Hüllen fallen. Dafür bezieht sie 12,5 Millionen Dollar Gage. Damit wird sie zur höchstbezahlten Schauspielerin Hollywoods, aber auch zum Freiwild der Boulevard-Medien.
Es war Sexismus
Für ihre Rekord-Gage für «Striptease» wird Moore nicht etwa wie andere hoch bezahlte Stars gefeiert. Vielmehr gibt man ihr den Übernamen «Gimme Moore» («Gib mir mehr»).
Die öffentliche Verhandlung von Demi Moores Körper und ihr Image als Vamp und Sexbombe machen ihr zunehmend zu schaffen. Das berichtet sie später in Interviews. Hollywood-Studios begegnen ihr mit offenem Sexismus.
«Als wir ‹A few Good Men› drehten, fragte mich der ausführende Produzent, warum ich eigentlich mitspielte, wo es doch keine Sexszenen mit mir gäbe», erzählt sie 2019 in einem Interview.
Erschütternde Erinnerungen
Die öffentliche Häme scheint Moore in späteren Jahren zu belasten. Nachdem ihre Vorzeige-Ehe mit Schauspiel-Kollege Bruce Willis in die Brüche geht, ist auch ihr Privatleben zunehmend Sache der Öffentlichkeit.
2019 veröffentlicht sie ihre Autobiografie «Inside Out» – ein erschütternder Seelenstriptease, in dem sie auch über ihr Hadern mit dem Körperbild und den Kampf um Gleichberechtigung spricht.