John Travolta hat den grossen Auftritt drauf. Seine Solo-Tanzszene im Kultklassiker «Saturday Night Fever» von 1977 löste eine weltweite Tanz-Welle aus. Die Jugend schmiss sich in Polyesterklamotten und verrenkte ihre Körper unter glitzernden Disco-Kugeln.
Ventil für die Spassgesellschaft
Der 19-jährige Tony lebt im ärmlichen New Yorker Stadtteil Brooklyn. Sein Aushilfs-Job ist schlecht bezahlt und im katholischen Elternhaus gibt es ständig Zoff. Frauen gelten nichts und sind höchstens zum Spass da. Im Tanzfieber kann Tony seine Probleme vergessen – auf der Tanzfläche ist er der König der Nacht.
Der Film kam gerade zur richtigen Zeit. Die USA hatten die Nachwehen des Vietnam-Kriegs zu verdauen und die Wirtschaft stotterte nach dem Öl-Embargo noch immer. Die Spassgesellschaft brauchte ein Auslass-Ventil. John Travolta als Tony Manero legte für sie den Hebel um und die neue Disco-Generation war geboren.
Neue Kameratechnik, grandioser Soundtrack
Sein Erfolg verdankt «Saturday Night Fever» aber nicht nur den legendären Tanzszenen. Der Film intoniert auch gesellschaftskritische Nebengeräusche.
Durch die Decke ging die Film-Musik mit vielen legendären Bee-Gees-Songs: bis heute gehört das Album zu den meistverkauften Film-Soundtracks. Die Bildsprache war für die damalige Zeit neu: in «Saturday Night Fever» wurde als einem der ersten Filme eine Steady-Cam eingesetzt. Dank eines Halterungssystems kann sich die Kamera mit dem Protagonisten dynamisch mitbewegen und liefert dabei praktisch wackelfreie Bilder.
Tanz durch die 1970er-Jahre
John Travoltas Alleinstellungsmerkmal in Hollywood war ab da sein geschmeidiger Hüftschwung. Nur ein Jahr nach «SNF» kommt die Musical-Verfilmung «Grease» in die Kinos.
Der Film spielt in den 1950er-Jahren und sorgte für eine Neubelebung des Rock’n’Roll. Insbesondere die Schluss-Szenen mit Olivia Newton John und dem Soundtrack «You’re the One that I Want» machen John Travolta endgültig zum Tanz-Messias der Kinoleinwand.
Als 1983 die Fortsetzung von «Saturday Night Fever» unter der Regie von Sylvester Stallone in die Kinos kommt, beginnt der Stern von John Travolta zu sinken. Der Film wird von der Fachpresse als «Pseudo-Seelendrama» kritisiert, die Tanzeinlagen seien lächerlich.
Groovender Auftragskiller
Bis in die 1990er-Jahre liefert Travolta keine grossen Hits mehr ab. Bis er von einem jungen, wilden Regisseur namens Quentin Tarantino die Rolle von Vinnie Vega in «Pulp Fiction» angeboten bekam.
Travolta als gewissenloser Auftragskiller, das ist nach den sprechenden Babys in «Look Who’s Talking» ein grösstmöglicher Imagewechsel. Die Tanzeinlage mit Uma Thurman – als Referenz an seine früheren Arbeiten – ein tarantin’scher Geniestreich.
So könnte man John Travoltas Heldenreise durch Hollywoods Höhen und Tiefen fast uneingeschränkt bewundern, wäre da nicht seine Mitgliedschaft bei der umstrittenen Scientology-Kirche. Travolta ist seit 1975 eingetragenes Mitglied der weltweit tätigen Sekte.