Mitte der 1970er-Jahre war Harrison Ford nahe dran, seine Schauspielkarriere aufzugeben. Knapp zehn Jahre war er jetzt in Hollywood, hielt sich mit kleineren Rollen in Fernsehserien und Filmen über Wasser. Aber das war nicht die Arbeit, die er sich vorgestellt hatte.
Ford begann nebenbei mit Schreinerarbeiten Geld zu verdienen. Er erhielt den Auftrag, den Eingang zu Francis Ford Coppolas Büro neu zu gestalten, als dort die Castings für «Star Wars» begannen. Eines Tages wurde er gebeten, beim Sprechen der Dialoge mitzuhelfen.
Der Mann mit Blaster und Hut
Nach zwei Wochen erhielt er einen Anruf und damit das Angebot, Han Solo zu spielen. Für Ford kam das aus heiterem Himmel, wie er erzählt. Die Antwort war klar: «Yeah, sure!» Die Rolle des waghalsigen Weltraumschmugglers brachte ihm mit 34 Jahren endlich den Durchbruch.
Doch es war ein anderer Abenteurer, der ihn an die Spitze der Hollywoodstars katapultierte: Indiana Jones – von Haus aus Archäologe, im Herzen Abenteurer und Charmeur. Eine ikonische Figur des Kinos der 1980er-Jahre, von der man nur die Umrisse seines Fedora-Huts sehen muss, um ihn zu erkennen.
Mit der «Star Wars»- und der «Indiana Jones»-Reihe spielte Harrison Ford in den grössten Kassenschlagern des Jahrzehnts. Das schlug sich nicht nur in seiner Gage nieder: Er konnte sich fortan seine Rollen aussuchen.
Hauptdarsteller im alten Hollywood
Scheinbar war er dabei nicht besonders wählerisch. Ford spielte sich quer durch die Genres: Nach Ridley Scotts Science-Fiction-Film «Blade Runner» drehte er das Drama «Witness», das ihm seine einzige Oscarnominierung einbrachte. Actionfilme, romantische Komödien, Gerichtsdramen, sogar ein Horrorthriller folgten.
So unterschiedlich die Genres, so einheitlich ist Fords Rolle – er ist der klassische Hauptdarsteller, der «leading man» in der Tradition von James Stewart oder Cary Grant. Egal, ob er komisch, abenteuerlich, verführerisch oder böse auftritt: Das Publikum kauft es ihm ab.
Doch die Menschen strömten nicht immer ins Kino, wenn Harrison Fords Name auf dem Plakat prangte. Er war auch in einigen veritablen Flops zu sehen wie «Mosquito Coast» oder «K-19: The Widow Maker». Ford lassen solche Misserfolge kalt: «Ich liebe das Filmemachen, nicht das Ergebnis davon», meint er dazu lapidar.
Keine Skandale und nur eine Affäre
Geschadet haben ihm schlechte Einspielergebnisse nie. Ford bekam und bekommt reichlich Angebote für neue Rollen.
Hilfreich war dabei sicher auch, dass sein Privatleben von Skandalen verschont blieb. Ford ist zum dritten Mal verheiratet, seit 2010 mit der Schauspielerin Calista Flockhart. Aber weder Ehen noch Scheidungen boten Stoff für die Klatschpresse.
Auch Affären waren lange kein Thema. Bis Carrie Fisher fast 40 Jahre nach den Dreharbeiten zu «Star Wars» enthüllte, dass sie und Ford nicht nur auf der Leinwand als Princess Leia und Han Solo geturtelt hatten.
Indiana Jones zum Abschied?
Jetzt, gegen Ende seiner Laufbahn, schliesst sich der Kreis seiner bekanntesten Filme. Zweimal stand er wieder vor der Kamera als Han Solo in der dritten Star Wars-Trilogie. Auch als «Blade Runner» Rick Deckard trat er erneut auf im Sequel «Blade Runner 2049».
Vor allem aber spielt er noch einmal den Mann, dem er ein halbes Jahrhundert Hollywood-Karriere verdankt: Indiana Jones. Teil 5 ist abgedreht und kommt nächstes Jahr in die Kinos. Es soll etwas weniger Actionszenen geben, aber das sei einem 80-Jährigen verziehen.