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Nastassja Kinski will Nacktszenen verbieten
Aus SRF 2 Kultur Live vom 20.02.2024. Bild: IMAGO / Everett Collection
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Zwist um Tatort-Folge von 1977 Nastassja Kinski geht juristisch gegen Nacktszenen vor

In der berühmten Tatort-Folge «Reifezeugnis» ist die damals 15-jährige Schauspielerin Nastassja Kinski nackt zu sehen. Nun will sie dafür sorgen, dass die Szenen nicht mehr gezeigt werden dürfen.

Worum geht's? Die Schauspielerin Nastassja Kinski will die Ausstrahlung der Nacktszenen aus der berühmten Tatort-Folge «Reifezeugnis» von 1977 verbieten lassen. Die heute 63-jährige Schauspielerin beauftragte den Rechtsanwalt Christian Schertz damit, dies durchzusetzen, wie das Magazin «Der Spiegel» am Dienstag berichtete. Kinski spielte damals eine 17 Jahre alte Schülerin, die eine Affäre mit ihrem Lehrer hat – bei den Dreharbeiten war die in der Folge nackt zu sehende Kinski erst 15 Jahre alt.

Eine junge Frau (links) und ein junger Mann (rechts) umarmen sich und schauen sich lächeld an.
Legende: Eine Affäre mit Folgen: Schauspielerin Nastassja Kinski als Schülerin und Christian Quadflieg als ihr Lehrer bei den Dreharbeiten zur Tatort-Folge «Reifezeugnis». Imago/ United Archives

Wer ist Nastassja Kinski? Die am 19. Januar 1961 in West-Berlin geborene deutsche Schauspielerin zählte zeitweise zu den meistfotografierten Frauen der Welt. Ihre grössten Erfolge feierte Nastassja Kinski in den späten 1970er- und in den 1980er-Jahren. Sie drehte in Deutschland, Frankreich und Hollywood, unter anderem mit den Regisseuren Wim Wenders, Wolfgang Petersen, Roman Polański und Francis Ford Coppola.

Eine junge Frau hält in der einen Hand eine Zigarette, die andere Hand hält sie am Mund.
Legende: Die Schauspielerin Nastassja Kinski nach der Aufführung des Films «Il segreto» von Francesco Maselli bei den Filmfestspielen in Berlin im Jahr 1990. Keystone/ Delay/ Str

Wie lautet die Begründung der Klage? Rechtsanwalt Christian Schertz sagte gegenüber dem Spiegel: «Nastassja Kinski war damals faktisch ohne Begleitung am Set, als die Szenen gedreht wurden – eine rechtswirksame Einwilligung als Minderjährige ist damit denklogisch ausgeschlossen gewesen.» Unabhängig davon habe er im Namen von Kinski für die Zukunft eine Einwilligung widerrufen.

Gibt es vergleichbare Fälle? Vor rund einem Jahr gelangte der Fall der Schauspielerin Olivia Hussey und dem Schauspieler Leonard Whiting in die Medien. Als diese für den Film «Romeo und Julia» von 1968 eine Nacktszene spielten, waren beide noch Teenager. 55 Jahre später verklagren die beiden das Filmstudio Paramount Pictures. Ihre Vorwürfe: sexueller Missbrauch, sexuelle Belästigung und Betrug. Die Klage wurde vom zuständigen Gericht jedoch abgewiesen.

Ein junger Mann (links) und eine junge Frau (rechts) schauen einander an und halten sich an den Händen.
Legende: Die 16-jährige Olivia Hussey und der 17-jährige Leonard Whiting als Stars von «Romeo und Julia» aus dem Jahr 1968. IMAGO / Cinema Publishers Collection

Wie stehen die Chancen einer Schauspielerin, in einem solchen Fall etwas zu erreichen? Laut SRF-Filmredaktor Georges Wyrsch eher schlecht: «Der Trend mit minderjährigen Mädchen auf der Leinwand – oder dem Bildschirm – war ein Phänomen der 70er; die damaligen Produktionsgesellschaften existieren heute nicht mehr, die Regisseure sind in vielen Fällen verstorben und die aktuellen Vertriebsrechte liegen bei Firmen, die sich in keiner Schuld sehen. Beim NDR kann Nastassja Kinski immerhin darauf hoffen, dass sich der Sender aus Image-Gründen einsichtig zeigt.»

Hat sich der NDR bereits geäussert? Der für die «Reifezeugnis»-Folge verantwortliche Norddeutsche Rundfunk teilte dem Spiegel mit, dass der Film derzeit nicht zur weiteren Ausstrahlung geplant sei. Zuletzt lief die Folge an Neujahr im Fernsehprogramm des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Mit gut 25 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern bei der Erstausstrahlung 1977 zählt «Reifezeugnis» allerdings zu den erfolgreichsten Folgen der Krimireihe aller Zeiten. Die Folge wurde seitdem regelmässig wiederholt und auch als DVD veröffentlicht.

Radio SRF 2, Kultur-Nachricht, 20.2.2024, 16:30 Uhr ; 

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