Vor etwas mehr als einem halben Jahr hat Alexey Gerasimov das erste Skibidi-Toilet-Video auf seinen YouTube-Kanal geladen. Es dauert elf Sekunden und besteht aus einer Kamerafahrt auf eine Toilettenschüssel zu. Plötzlich streckt sich ein Kopf aus der Schüssel, dazu klingen die Worte «Brrr Skibidi Dop Dop Dop Yes Yes».
Es ist der Remix eines Songs des türkischen Musikers Bizer King, der auf TikTok bekannt wurde. Dort ist der Song in Videos zu hören, in denen ein fröhlicher Mann seine immense Wampe schwingen lässt, während vor ihm riesige Mengen von Fleischspeisen aufgetischt werden. Das beliebteste dieser Videos wurde bis heute fast 800 Millionen Mal gesehen. Herzlich willkommen im Jahr 2023 – ich hoffe, es geht Ihnen gut.
Selbst der Macher kann sich den Erfolg nicht erklären
Zurück zu den Skibidi-Toilet-Videos: Ungefähr nach der achten Folge nahmen diese richtig Fahrt auf. Heute haben die kurzen Filme zusammen fast 12 Milliarden Views gesammelt und Gerasimovs Kanal zu einem der erfolgreichsten überhaupt gemacht. Wie erklärt sich der 25-jährige Georgier diesen Erfolg? «I have no idea», antwortet er kurz und bündig auf die Frage von SRF.
Ein paar Gründe lassen sich schon ausmachen. Etwa das Format der kurzen Animationen: Es sind YouTube-Shorts, also maximal eine Minute lang und im Hochkant-Format gezeigt – ideal, um sie unterwegs in rascher Folge auf dem Smartphone zu schauen.
Und da ist die krude Machart der Videos: Sie erinnert an alte Internet-Animationen und Computergames. Kein Wunder: Gerasimov erstellt sie mit dem Source Filmmaker, der Animationssoftware des Game-Studios Valve, das für Hits wie «Half-Life» oder «Counter-Strike» bekannt ist. Das macht Skibidi Toilet zu einem gefundenen Fressen für Nostalgiker und Gamefans.
Ende Jahr soll Schluss sein
Ausserdem hat es Gerasimov geschickt verstanden, Skibidi Toilet zur Serie zu machen. Mit der zehnten Folge bekamen die Videos eine Hintergrundgeschichte: Eine eigene Welt entstand, mit immer wiederkehrenden Figuren.
Heute, bei Nummer 63 angelangt, sehen wir einen epischen Kampf von laufenden, fahrenden, fliegenden, mit Laser-Kanonen und anderen Waffen ausgestatteten Toilettenschüsseln gegen Freiheitskämpfer, die Kameras und Lautsprechern statt Köpfen haben. Einzelne Folgen werden in längeren Videos zu Staffeln zusammengefasst, mittlerweile sind es 20.
Vielleicht schaut auch Michael Bay zu
Zu Beginn veröffentlichte Gerasimov noch fast täglich neue Videos. Seit seine Animationen aufwändiger produziert sind, kommt etwa alle fünf Tage ein neues dazu. Doch Ende Jahr soll Schluss sein. Danach will sich der 25-Jährige erst einmal eine Pause gönnen, verrät er im Interview.
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Die Auszeit könnte von kurzer Dauer sein. Denn viele Fans hätten ihn gebeten, die Skibidi-Toilet-Videos zur Netflix-Serie zu machen: «Wer weiss, vielleicht erfüllen sich ihre Wünsche.»
Allerdings: Allzu ernst sollte man den 25-Jährigen nicht nehmen. Immerhin behauptet er auf die Frage nach seinen Vorbildern: Viele Leute verglichen sein Werk mit Michael Bays «Transformer»-Filmen, die Produktionsbudgets von 200 Millionen Dollar und mehr hatten. Und ergänzt: «Es gibt eine kleine Chance, dass sich Bay meine Videos anschaut und sie gut findet.»