«Buona Sera!» Schon ab Sekunde eins war klar: Dieser Papst pflegt einen neuen Kommunikationsstil als sein Vorgänger. Er spricht so, dass ihn alle verstehen. Seine erste Rede bleibt angenehm kurz. Zum Schluss wünscht er einen guten Appetit.
Papst Franziskus trägt keine Prada-Schuhe, sondern schlichte Gewänder. Er bezieht keinen Palast, sondern drei Zimmer im Gästehaus.
Das tue er, weil er nicht allein, sondern unter Menschen leben wolle, wie er in Interviews erklärte, etwa gegenüber RSI. Solche Aussagen bringen frischen Wind in den Vatikan.
Keine Gnade für die Mafia
Auch der Name fällt auf, den der erste Jesuit auf dem Papstthron wählte: Franziskus. Das ist ein Statement. Denn der Heilige Franziskus steht für radikale Solidarität mit den Armen und mit der Schöpfung.
Das erläuterte Papst Franziskus 2015 in seiner epochalen Umweltenzyklika, dem päpstlichen Lehrschreiben «Laudato Si». Darin plädiert er «für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie».
Die Kapitalismuskritik darin hat sich gewaschen. Alles hänge mit allem zusammen: soziale Ungleichheit und Umweltzerstörung, Flucht und Kriege. So ging der Papst als Erstes daran, den eigenen Augiasstall namens Vatikanbank auszumisten. Keine Gnade mehr für die Mafia. Die Bank ist nun international anerkannt «clean».
«Diese Wirtschaft tötet.» Diese Worte fand Franziskus bei seiner ersten Reise, die ihn nach Lampedusa führte. Dort lenkte er die Augen der Welt auf das Elend Geflüchteter und die Toten im Mittelmeer.
Baustellen en masse
Doch Franziskus enttäuschte auch, gerade, was die innerkirchlichen Baustellen angeht. Etwa, als er dem Rat der Amazonas-Bischöfe, die einen Ausweg aus dem Priestermangel suchten, nicht folgte. Diese hatten das Pflichtzölibat für Priester lockern wollen. Allerdings sieht der Papst dafür weiterhin Möglichkeiten. Die Tür ist also noch nicht verschlossen.
Anders bei der Frauenweihe: Es liegt zwar alles auf dem Tisch, was eine Weihe von Frauen theologisch legitimieren würde. Aber das Projekt kommt nicht vom Fleck. Das frustriert.
Zumindest nahm unter die Franziskus die Zahl von Frauen im Vatikan signifikant zu. Über ein Viertel der Vatikanangestellten sind jetzt Frauen. Grund dafür ist die Kurienreform: Mit ihr entmachtete der Papst den erzkonservativen Ludwig Kardinal Müller. Zudem berief er viele Kardinäle aus dem globalen Süden.
Nicht enden wollende Austrittswelle
Der jahrzehntelange Machtmissbrauch lastet indessen weiter schwer auf der Kirche. Die nicht enden wollenden Berichte über Gewalttaten von Priestern lassen noch mehr Menschen aus der Kirche austreten.
Schuld daran sei der Klerikalismus, sagt der Papst. Er meint damit den Priesterzentrismus und die Alleinherrschaft der Bischöfe.
Gegenwind und wachsende Skepsis
Dagegen lancierte er den «synodalen Weg»: Einen mehrjährigen Dialogprozess zwischen allen in der Kirche, Geweihten und Nicht-Geweihten, Frauen, Männern, Jugendlichen. Alle Getauften sollen in der Kirche mitbestimmen dürfen.
Doch die Opposition dagegen auf erzkonservativer Seite ist stark. Unter Progressiven wachsen derweil Frust und Skepsis. Viele fragen sich, ob diese Kirche überhaupt reformierbar ist.
Am schwersten aber wiegt das Desinteresse der Menschen an der Kirche. Daran wird Papst Franziskus auch mit seinem Programm der Neuevangelisierung nichts mehr ändern können.