Die Wissenschaft hat ihn belächelt, das breite Publikum hat ihn geliebt: Paul Watzlawick verstand es, seine Erkenntnisse über gute – und besonders auch über verunglückte – Kommunikation unter die Leute zu bringen. Zum Beispiel in der Geschichte vom Mann mit dem Hammer.
Kleine Geschichte mit grosser Wirkung
Die Geschichte beschreibt Watzlawick folgendermassen: Da braucht ein Mann einen Hammer, weil er ein Bild aufhängen will. Er überlegt, beim Nachbarn einen auszuleihen – und fragt sich, wie der wohl reagieren wird.
Wir beobachten nun den Mann dabei, wie ihm Zweifel kommen und er sich in etwas hineinsteigert: Er fragt sich, ob der Nachbar, wohl etwas gegen ihn habe (schliesslich hätte er ihn kürzlich kaum gegrüsst); warum er ihm dem Hammer gewiss nicht geben wolle (obwohl unser Mann das umgekehrt sicher tun würde); und überhaupt – was denn das für einer sei, der Nachbar. Schliesslich klingelt der Mann doch beim Nachbarn. Als dieser öffnet – und bevor er etwas sagen kann – schnauzt ihn der Mann an: Er solle doch seinen blöden Hammer behalten.
Wir produzieren unsere Probleme selbst
Die Geschichte zeige zweierlei, findet die Psychologin Astrid Schütz, die eben ein Buch über Watzlawick veröffentlicht hat. «Sie zeigt Watzlawicks zentrale Erkenntnis: dass wir unsere Wirklichkeit konstruieren, und dass wir Probleme, die wir befürchten, erst herstellen. Indem wir anderen Leuten alles mögliche unterstellen, immer das Schlimmste erwarten – und ihnen mit dieser Haltung begegnen.»
Zweitens, so die Psychologieprofessorin von der Uni Bamberg, werde mit der Geschichte deutlich, wie gut Watzlawick es verstand, das Komplizierte verständlich zu machen, es aufs Anekdotenhafte herunterzubrechen.
Wir können nicht nicht kommunizieren
Als Familientherapeut wollte Watzlawick den Menschen mit möglichst einfachen Mitteln helfen. Jahrelange Analysen waren nicht sein Ding. So verlegte er sich auf einfache Wahrheiten in einfachen Worten.
«Paul Watzlawick zeigte mit griffigen Merksätzen auf, was kommunikativ alles schief gehen kann zwischen Menschen», meint Astrid Schütz. «Er hat Erkenntnisse, die heute Allgemeinwissen sind, ja erst unter die Leute gebracht.»
Zum Beispiel die berühmte Aussage, dass Menschen immer kommunizieren – und wie wichtig das Nonverbale dabei ist: Dass wir auch Botschaften aussenden, wenn wir nichts sagen oder uns während eines Gesprächs abwenden.
Bücher mit Millionenauflagen
Paul Watzlawick sei nicht der Erste gewesen, der das gesagt habe, betont die Psychologieprofessorin. «Aber er hat die Erkenntnis anschaulich auf den Punkt gebracht.»
Und er hat sie nutzbar gemacht: Watzlawicks populärwissenschaftliche Bücher verkauften sich millionenfach. Seine Erkenntnisse zur menschlichen Kommunikation werden im Coaching oder in der Pädagogik immer noch rege genutzt.