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Cornelia Kazis betrachtet das Bild einer gepiercten Frau.
Legende: Hauptsache Abgrenzung. Cornelia Kazis unterhielt sich mit einem Anthropologen über Jugendliche und ihre Piercings. SRF/Matthias Willi/Bildmontage/Getty Images

25 Jahre Kontext Rebellische Jugend: abgrenzen, aber wie?

Der Sommer bringt ihn an den Tag: den Körperschmuck vieler Jugendlicher und solcher, die es gerne noch wären. Sie löchern die Brustwarzen, den Nabel, sogar die Genitalien. Was soll diese Tortur? Ist Piercing Schmuck oder Selbstverletzung? Vor 18 Jahren ging unsere Autorin diesem «neuen Trend» nach.

Man muss es wollen. Denn es kostet und tut weh: Ein Piercing. Wo immer es hinkommt. In die Brustwarze oder durch die Nasenscheidewand. Durch die Augenbraue oder Zunge. Oder dort hin wo es nur Auserwählte entdecken dürfen: im Intimbereich. Steffi, eine Coiffeuse, will es. Und ich war dabei. Vor 18 Jahren.

25 Jahre «Kontext»

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Piercings, Attentate, Jazz und Denkmalschutz: Es gibt kaum ein Thema, das die «Kontext»-Redaktion von SRF 2 Kultur im Laufe der letzten 25 Jahre nicht kritisch beleuchtet hat. Zum Jubiläum werfen die Sendungsmacherinnen und -macher von Juni bis und mit August einen Blick zurück auf die denkwürdigsten Momente .

Kleider machen keine Leute mehr

In diesem Jahrhundert hat sich der Trend verstärkt. Mit Kleidern kann man nicht mehr Identität markieren. Klamotten taugen kaum mehr für die Rebellion. «Mein Body gehört mir. Der Körper ist ein soziales Schlachtfeld und ein Austragungsort», sagt Nigel Barley, ein britischer Anthropologe.

Immer wieder setzt er sich mit Trends, Mode und Zeitgeist auseinander. In der fast uneingeschränkten Verfügungsgewalt über den eigenen Körper sieht Barley die moderne Rebellion. Ich kann mich stylen. Ich kann mich trimmen. Ich kann essen wie und was ich will. Ich pierce mich wo und so oft ich will.

Steffi sagte es klar: Ein Loch genügt nicht. Nach dem Bauchnabel und der Zunge muss noch mehr her. Irgendwann. Längst piercen sich auch gestandene Erwachsene. Als Wegmarke in der eigenen Biographie. Als Mutprobe oder aus anderen, persönlichen Gründen.

Sendehinweis

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«Kontext»: Ohr zurück: Piercing - Warum löchert sich die Jugend?

Eine 18-Jährige begibt sich in das Piercingstudio. Wozu? Wir waren damals live dabei. (Wiederholung vom 01.06.1998) Fast 20 Jahren später: Hat das Piercing an Aussagekraft verloren? Antworten darauf vom Basler Ethnologen Richard Kunz.

Dienstag, 28.6.16, 9 Uhr auf Radio SRF 2 Kultur

Abgrenzen durch Schmerz

Für Jugendliche wird es immer schwieriger sich von den Alten abzugrenzen. Nigel Barley sagt es so: «Die Verweigerung des Lebensstils der Erwachsenen wird unmöglich, weil es einen Lebensstil der Erwachsenen gar nicht mehr gibt.» Mit anderen Worten: Für Jugendliche braucht es immer mehr, immer extremeres um klar zu machen: «Die Zukunft gehört mir!»

Und heute? Die Jugend löchert sich noch immer. Aber sie hat auch andere Formen der Rebellion gefunden. Im Trend ist die Abgrenzung durch das richtige Essen. Die Orthorektikter kommen, die Korrektesser: Vegetarier, Flexitarier und die Crème de la Crème: die Veganer. Ihre Verfügungsgewalt über den Körper heisst Verzicht. Auch das ist ein selbstgewählter Schmerz. Aber er ist still und unsichtbar.

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