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Tibet im Herzen
Aus Perspektiven vom 16.09.2018. Bild: SRF / Sébastien Thibault
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50 Jahre Tibet-Institut Bei den tibetischen Mönchen im Tösstal

Das Tibet-Institut in Rikon bedeutet für viele Exil-Tibeter ein Stück Heimat. Es wurde vor 50 Jahren gegründet, als tibetische Flüchtlinge in die Schweiz kamen.

«Auf dem Papier bin ich Schweizerin», sagt die 22-jährige Tashi Shitsetsang. «Im Herzen aber Tibeterin». Bereits als Kind hat sie zusammen mit ihren Eltern das Tibet-Institut in Rikon besucht.

Damals sei es eine Pflichtübung gewesen, erzählt die Studentin der Kommunikation. Heute gehe sie freiwillig hin, mindestens einmal im Jahr.

Neujahr in Rikon

Das Tibet-Institut ist gleichzeitig Kloster, Tempel und Kulturort. Die meisten Besucherinnen und Besucher kommen zur Neujahrsfeier nach Rikon im Tösstal. Losar heisst das Fest und findet im Februar oder Anfang März statt.

Tibet-Institut Rikon

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Legende: Tibet-Institut Rikon

In den 60er-Jahren kamen die ersten tibetischen Flüchtlinge in die Schweiz. In Rikon stellten Henri und Jacques Kuhn tibetische Arbeiter in ihrer Metallwarenfabrik an. Die beiden Brüder gründeten 1968 das Tibet-Institut – mit dem Segen des Dalai Lama.

Das Kloster beherbergte zuerst vier Mönche. Diese kümmerten sich um die spirituellen Fragen der Exil-Tibeter. Das Tibet-Institut wurde zu einem Ort, wo die tibetische Kultur und Religion gelebt und gelehrt wird.

Das Tibet-Institut ist eine Stiftung und finanziert sich durch Spenden. Heute leben zehn Mönche im Kloster und bieten verschiedene Kurse an. Sie sind offen für alle, die sich für tibetischen Buddhismus und die tibetische Kultur interessieren.

Auch Tashi Shitsetsang trifft man an Losar oft in Rikon an. «Dann treffe ich Freunde, Bekannte und Verwandte» erzählt die junge Frau. «Losar fühlt sich nur dann richtig an, wenn ich es im Tibet-Institut feiern kann.»

Religion und Kultur

Tashi Shitsetsang engagiert sich im Verein Tibeter Jugend in Europa – ein Verein, der sich politisch für ein freies und unabhängiges Tibet einsetzt. Im Verein pflegt man die tibetische Kultur und Religion.

Tashi Shitsetsang lebt den tibetischen Buddhismus. Sie bezeichnet sich aber als nicht besonders religiös. Trotzdem gibt ihr das Kloster in Rikon das Gefühl von Heimat. «Es ist die Kultur, die ich von meinen Eltern gelernt habe. Dazu gehört auch die Religion», erzählt die junge Frau.

Die Jungen von heute

Nach 50 Jahren lebt bereits die zweite, dritte oder gar vierte Generation Tibeter in der Schweiz. Längst nicht alle fühlen sich mit dem Tibet-Institut so stark verbunden wie Tashi Shitsetsang. Auch sprechen immer weniger Kinder und Jugendliche gut Tibetisch.

Das erlebt auch Karma Lobsang. Sie ist Präsidentin des Stiftungsrats vom Tibet-Institut. Zusammen mit den Mönchen unterrichtet sie dort Kinder und Jugendliche in tibetischem Buddhismus.

Deutsch und Tibetisch

«Viele Kinder sprechen viel besser Deutsch als Tibetisch», weiss Karma Lobsang aus Erfahrung. Damit die Jungen trotzdem etwas von der Religion ihrer Eltern erfahren, sind die Unterlagen im Buddhismus-Kurs alle auch auf Deutsch übersetzt.

Unterricht für Tibeterkinder.
Legende: Lernen über die Kultur ihrer Grosseltern, deren Sprache sie oft nicht mehr sprechen: Unterricht für Tibeterkinder. Philip Hepp

Auch wenn die Jungen teilweise schlecht Tibetisch sprechen, seien sie trotzdem richtige Tibeter, betont Karma Lobsang. Ihr ist es ein Anliegen, dass auch die nächsten Generationen noch etwas von der tibetischen Kultur wissen.

Neue Pädagogik

Wichtig war es Karma Lobsang, die Wünsche der Kinder zu kennen. Bei einer Umfrage kam heraus, dass sie sehr wohl etwas über den tibetischen Buddhismus lernen wollen – aber ohne Frontalunterricht.

Die Mönche mussten sich anpassen. Ihre Ausbildung absolvierten sie in einem indischen Kloster. Frontalunterricht und lange, intellektuelle Diskussionen prägten dort den Lernstil. Nun müssen sie die philosophischen Texte so einfach erklären, dass Kinder und Jugendliche sie verstehen.

Was die Zukunft bringt

«Wir haben viel miteinander diskutiert», erzählt Karma Lobsang. Die Mönche seien zuerst skeptisch gegenüber der westlichen Pädagogik gewesen. «Ich habe ihnen dann aber versichert, dass die Kinder schon das Richtige lernen», sagt die Pädagogin mit einem Schmunzeln.

Das Tibet-Institut Rikon.
Legende: Das Tibet-Institut liegt mitten im Wald. Das ist idyllisch, aber auch sehr weit weg vom «echten» Leben. Sebastian Heeb

Das Tibet-Institut feiert dieses Jahr sein 50-Jahr Jubiläum. Nach den Feierlichkeiten muss man aber auch über die Zukunft nachdenken.

Neuer Standort?

Das Tibet-Institut Rikon liegt idyllisch mitten im Wald. Doch der Weg dorthin ist weit. Viele Tibeter gehen selten ins Kloster, meist nur an den Feiertagen.

«Das Kloster in Rikon bleibt auf jeden Fall bestehen», betont Karma Lobsang. Doch über eine Zweitstelle müsse man nachdenken.

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